Nach dreijähriger Abstinenz bin ich voller Vorfreude, endlich wieder Advent in Kroatien erleben zu dürfen. In der Vor-Corona-Zeit habe ich nie den Weihnachtsmarkt in Dubrovnik besucht. Stattdessen führte mich das Leben nach Zagreb, Split, Zadar und Opatija. 2019 habe ich auf diesen Weihnachtsmärkten ein gelungenes YouTube-Video produziert und glaube fest, dass ich dieses Jahr an dessen Qualität anknüpfen könnte.
Ja, in Dubrovnik soll es sein – die Stadt, die im Oktober mein Lebensmittelpunkt war und einen Platz in meinem Herzen hat. Ich habe Glück, dass ich im Dezember immer noch um die Ecke wohne. Im November lese ich mir das Programm auf der offiziellen Website des Dubrovniker Winterfestivals durch und erfahre, dass am 10. Dezember Neno Belan auf der Bühne am Stradun auftreten soll. Er ist nur einer von vielen renommierten kroatischen Musikern, die auf dem Weihnachtsmarkt in Dubrovnik dieses Jahr Konzerte geben.
Mit dieser Info im Kopf buche ich mir für eine Nacht ein Apartment. Ich gehe nämlich davon aus, dass ich bis spät abends das bunte Treiben in der Altstadt genießen werde und erneut allerhand zu filmen bekomme. Eine Flut wunderschöner Gedanken!
Dauerregen auf dem Weihnachtsmarkt in Dubrovnik
Leider driften meine Fantasie und die Wirklichkeit weit auseinander. Schon seit einem Monat herrscht in Süddalmatien immer wieder Dauerregen. Es ist so nass, dass ich mich mehr in die Arbeit stürze als die Natur zu erkunden. Die Steine auf den Wanderwegen sind wegen dieser Wetterkapriolen so rutschig, dass es wahrscheinlich sogar gefährlich wäre. Und die türkis leuchtende Adria? Sie hat sich grau gefärbt – so grau wie die dicken Wolken am Himmel.
Es ist eine Zeit der Winterdepression bei milden 15 Grad Celsius. Der endlose Regen hält mich in der Nacht von 9. auf den 10. Dezember ungefähr zwei Stunden wach – und ich ahne bereits, was mich auf dem Weihnachtsmarkt in Dubrovnik erwartet. Die Stadt wirkt wie ausgetauscht – und vor allem ausgestorben. Die Touristenmassen sind verschwunden und selbst eingefleischte Kroatien-Fans haben es schwer, zu dieser Jahreszeit nach Dubrovnik zu reisen. Direktflüge sind im Winter absolute Mangelware!
Könnte ich auf das Knöpfchen eines Teleporters drücken, würde ich mich sofort auf die Kanaren beamen. Ich habe mich aber entschieden, bis Ende März in dieser Gegend zu bleiben – alle Apartments sind gebucht, also habe ich die Suppe auszulöffeln und das Beste aus meiner Entscheidung zu machen. So denke ich auch am Vortag des dritten Advents in Dubrovnik.
Bühnenprogramm am Stradun abgesagt
Kurz bevor ich mich auf den Weg zum Weihnachtsmarkt mache, folgt die nächste Enttäuschung. Mein geschätzter Kollege, der Dubrovniker Stadtführer Marko Novak, schreibt mir WhatsApp, dass das Bühnenprogramm bis zum 20. Dezember komplett gecancelt sei: Weder Neno Belan noch irgendein anderer Live-Act tritt auf! Und weil es wie aus Eimern schüttet, wagt sich an diesem Samstagabend auch kaum eine Menschenseele vor die Haustür.
Aber was hat der Weihnachtsmarkt in Dubrovnik außer der Bühne sonst noch zu bieten? Die Antwortet lautet: ein paar spärliche Buden, an denen alkoholische Getränke, Würstchen und Čevapčiči verkauft werden. Von lokalem Kunsthandwerk keine Spur. Dazu ist die Altstadt stimmungsvoll weihnachtlich beleuchtet – die Lichter spiegeln sich funkelnd auf dem überfluteten Pflaster. Kindlich naive Weihnachtsstimmung wie 2016 kommt in mir aber nicht mehr hoch. Die Situation ist ein Alptraum. Deshalb gibt es dieses Jahr nur ein trauriges Weihnachtsmarktvideo auf dem YouTube-Kanal von Kroatien-Liebe. (as)
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