Wandern bei Dubrovnik auf dem Wasserleitungsweg

Dieses Jahr beseelt mich in Kroatien ein goldener Oktober. Er fühlt sich an wie Frühsommer und lässt mich in Süddalmatien voller Freude die Gegend erkunden. Mein Weg hat mich in die „Perle der Adria“ geführt. Weil ich auf meiner langen Nomaden-Reise besonders die Verbindung zur Natur zu schätzen weiß, bereichere ich meine Tage auch mit Wandern bei Dubrovnik. Nach ein paar Irrungen und Wirrungen gelange ich schließlich auf den Wasserleitungsweg rund um den Hausberg Srđ.

Wieso Irrungen und Wirrungen, magst du dich nun fragen. Von Stadtführer Marko Novak, der dir 2023 wieder gerne Dubrovnik zeigen wird, bekomme ich den Tipp, an der Crkva Gospa Nuncijata oberhalb des Hafenviertels Gruž loszumarschieren. Das Verwirrende: An dieser Kirche treffen sich mehrere Wege.

Wo ist der richtige Wanderweg?

Beim ersten Versuch einer Wanderung marschiere ich also den Berg hoch und verirre mich in eine Sackgasse aus Gestrüpp. Nachdem ich trotzdem die atemberaubende Aussucht genossen habe, laufe ich querfeldein immer höher und entdecke einen Wanderweg, der mich zu einem touristischen Highlight führt: die Seilbahnstation mit dem berühmten Altstadt-Panorama. Den Wasserleitungsweg habe ich allerdings komplett verpeilt!

Beim nächsten Versuch bin ich schlauer und frage Marko nach detaillierteren Infos. Er schickt mir eine Karte und prompt fällt mir auf, dass der richtige Weg anfangs noch asphaltiert ist und nahezu parallel zur Küstenstraße nach Nordwesten verläuft. Oberhalb der Dr.-Franjo-Tuđman-Brücke macht die Straße einen Rechtsknick und mündet dann in einen Schotterweg.

Wandern bei Dubrovnik auf historischem Pfad

Endlich bin ich auf dem Wasserleitungsweg! Aber Moment mal, um was für eine Wasserleitung geht es hier beim Wandern bei Dubrovnik eigentlich? Wirft man einen Blick in die Geschichte, landet man bei einem Wassermangel im Jahr 1436. Um die Wasserversorgung zu sichern, beschloss der Große Rat den Bau eines Systems, das an der Quelle bei Šumet Wasser abfangen sollte. Diesen Auftrag erhielten zwei Meister aus Neapel: Andreucius de Bulbit und Onofrie de la Cava.

Im Jahr 1438 war es so weit: Die 11,7 Kilometer lange Wasserleitung wurde eröffnet. Pro Sekunde transportierte sie 70 Liter Wasser, obwohl die Steigung von der Quelle bis zum Mlini-Stausee 0,6 Prozent betrug. Das stellt den Einfallsreichtum der Konstrukteure aus dem 15. Jahrhundert unter Beweis. Zum Beispiel bauten sie entlang der Leitung Tanks, um Wasser zu sammeln und Schmutz zu filtern. Außerdem wurden weitere Quellen angezapft: Boto, Orahovac, Račevica, Vrelo, Podvrelo und Vrijesna glavica.

Während Dubrovnik und die umliegenden Ortschaften in den Jahren 1991 und ’92 schwerem Beschuss ausgesetzt waren, spielte die alte Wasserleitung wieder eine große Rolle. Bombardierungen hatten die Pumpstationen in Komolac so stark beschädigt, dass Dubrovnik von der Hauptwasserversorgung abgeschnitten war. Bewohner improvisierten jedoch und organisierten sich Wasser aus öffentlichen Brunnen.

Leicht wandern bei Dubrovnik mit grandioser Aussicht

Reste der historischen Wasserleitung sehe ich bei meiner Wanderung am unteren Hang des Berges Srđ. Der Weg ist flach, nicht zu steinig und hat die perfekte Länge für einen Streifzug durch die Natur am Nachmittag. Ich schätze ihn auf vier bis fünf Kilometer.

Das wirklich Grandiose an der Wandertour ist die Aussicht auf die schmale Bucht von Mokošica, über die seit 2004 die Dr.-Franjo-Tuđman-Brücke führt. Das Dorf Mokošica besteht aus einem alten Kern mit typisch dalmatinischen Steinhäusern und der Wohnsiedlung Nova Mokošica, wo Betonbunker in die Höhe schießen.

Es ist eine der Enklaven, in denen Einheimische noch ein paar Chancen auf Wohnraum haben, berichtet mir Marko. Spazierst du durch Dubrovnik und die Ortschaften im Umland, wird dir sicher sehr schnell auffallen, dass die meisten Gebäude als Ferienhäuser und Apartments gekennzeichnet sind. Eine üble Schattenseite des Massentourismus auf Kosten der lokalen Bevölkerung!

Kurvige Autostraße am Ende der Wanderung

Aber nun gut, ich schweife ab. Kehren wir zurück zum Wandern bei Dubrovnik. Sobald du das Ende des Wasserleitungsweges erreicht hast, bleibt dir gar nichts anderes übrig, als die Runde auf einer Autostraße zu beenden. Sie schlängelt sich den Berg hinab bis zur Bushaltestelle an der Marina von Komolac.

Die Straße ist recht schmal und es gibt wie so oft in Kroatien keinen Grünstreifen zum Ausweichen. Wegen der Kurven fällt es mir an vielen Stellen schwer, den Gegenverkehr einzusehen. Ziemlich angespannt marschiere ich ins Tal und bin froh, als ich an der Haltestelle ankomme. Von dort kannst du die Buslinien 1A und 1B nach Dubrovnik nehmen – die Fahrt ist wirklich ein Katzensprung.

Kleiner Tipp: Wenn du noch ein bisschen Zeit hast, steige auf der anderen Straßenseite in die Linie 1A nach Mokošica. Dort kannst du wunderbar am Wasser flanieren und zum Abschluss die Quelle des superkurzen Flusses Ombla besuchen. Doch das ist eine andere Geschichte, die ich dir vielleicht ein anderes Mal erzähle. (as)