Im äußersten Osten von Kroatien liegt Ilok – nicht zu verwechseln mit „istok“ (zu Deutsch: Osten)! Der kleine Ort oberhalb der Donau grenzt direkt an Serbien, der Fluss trennt die beiden Staaten. An diesem idyllischen Fleckchen Erde in der Gespanschaft Vukovar-Srijem gebe ich mich am 2. September im Stari Podrum Ilok (deutsch: Alter Keller Ilok) dem Genuss hin.
In dem slawonischen Weinrestaurant besichtige ich einen Weinkeller aus dem Jahr 1450. Je weiter man den Gang ins Innere entlang schreitet, desto verstaubter werden die Flaschen. Eine Mitarbeiterin erklärt mir, dass sie dort schon seit ungefähr 80 Jahren lagern. Erst seit Kurzem, wenn man bedenkt, dass Ilok eine über 2.000-jährige Wein-Tradition vorweisen kann.
Über 2.000 Jahre Weinanbau in Ilok
Noch ehe die Römer die Region eroberten, hatten sich die Illyrer den fruchtbaren Boden und das milde Klima für den Weinanbau zu eigen gemacht. Der römische Kaiser Probus, der zwischen 276 und 272 vor Christi regierte, lobte die hohe Qualität der häufig als „nobel“ bezeichneten Weinsorten. Queen Elizabeth II. dürfte ihm zustimmen: Bei den Feierlichkeiten ihrer Krönung im Jahr 1953 wurde Premium-Traminer aus Ilok serviert.
Auch ich will im Stari Podrum Ilok trinken wie eine Königin. Zum Mittagessen auf der Terrasse bestelle ich mir ein Glas Weißwein. Obwohl es sich „nur“ um Qualitäts-Traminer handelt, verwöhnt er meine Zunge mit einer feinen, fruchtigen Note. Er schmeckt lieblicher und aromatischer als der ebenfalls für Slawonien typische Graševina.
Mittagessen und Traminer im Stari Podrum Ilok
Zum Traminer ordere ich eines von mehreren fleischlosen Gerichten auf der Speisekarte: Sarma (Kohlrouladen) mit einer Gemüsefüllung und Kartoffeln. Die leckeren Krautwickel schwimmen in einer Paprika-Brühe. Dieses Gewürz ist extrem beliebt im ungarisch-serbischen Grenzgebiet: In den Dörfern werden vielerorts getrocknete Paprika verkauft, auf Märkten bekommt man sie gemahlen von süß bis scharf. Seit ich Paprika-Pulver aus Kroatien kenne, lasse ich die Finger von dem Äquivalent aus deutschen Supermärkten. Es schmeckt einfach nach nichts! Mit kroatischer Paprika verpasse ich meinem Essen oft den letzten Schliff Würze.
Den Traminer will ich mir später noch mal gönnen und gehe nach dem Mahl im Laden des Stari Podrum Ilok stöbern. Eine Flasche Qualitätswein kostet 30 Kuna (rund vier Euro). Sicherlich hat die Queen viel mehr für ihren Traminac hingeblättert, aber dafür ist sie auch die Queen. Und wer weiß, ob ich ihr Gesöff überhaupt von meinem unterscheiden könnte!
Unterkunft für Weintouristen
Nach dem Einkauf schaue ich mich ein bisschen um im Weinrestaurant. Bei Regenwetter und Kälte speist man in der rustikalen Stube. Die Tische sind zwar gedeckt, doch an diesem spätsommerlichen Sonntagmittag lassen sich die Gäste lieber draußen von den Sonnenstrahlen kitzeln.
Wer Iloks Weine noch intensiver probieren möchte als ich, hat übrigens die Möglichkeit, sich im Stari Podrum ein Apartment zu mieten. Die Unterkünfte am Ende des Hofes haben anscheinend alle einen super Ausblick auf die Donau, die sich unterhalb des Weinkellers mit grünen Armen durch die Landschaft schlängelt. (as)
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