In diesem Jahr beobachte ich einen klaren Trend: Zurzeit ist es unheimlich gefragt, bei einer Stadtführung Split zu erkunden. Vor Ort lebt ein kompetenter Mann, der seine Heimatstadt wie aus dem Nähkästchen kennt und seinen Gästen mit viel Liebe auch die kleinen, unbekannten Details der Geschichte näher bringt.
Im Juni 2016 habe ich Ivo Popović als Reiseleiter bei einer Wanderreise in der Kvarner Bucht kennengelernt. Seinen verdatterten Blick bei der Vorstellungsrunde am ersten Tag werde ich wohl nie vergessen. Ich erzähle vor versammelter Mannschaft, dass ich ein Reiseportal für Kroatien betreibe und Kroatisch lerne. Nach dieser Info fragt sich wohl jeder: Wieso bucht sie so eine Gruppenreise? Will sie die Konkurrenz ausspionieren? Sofort kläre ich auf: Weil ich a) lange im Voraus gebucht habe und b) zu dem Zeitpunkt der Buchung noch nichts von Kroatien-Liebe wusste. Diese kleine Anekdote nur am Rande!
Inzwischen arbeite ich seit drei Jahren mit Ivo zusammen – mit stetig wachsendem Erfolg. Nachdem unsere deutschsprachigen Gäste bei seiner Stadtführung Split oder auch Trogir kennengelernt haben, schreiben manche auf der Buchungsseite Bewertungen und loben seine Arbeit in den höchsten Tönen. Das hat mich inspiriert, ein Interview mit Ivo zu führen.
Stadtführung Split: Ivo stellt sich vor
Kroatien-Liebe: War es schon immer dein Berufswunsch, als touristischer Guide zu arbeiten?
Ivo: Nein, als Kind wusste ich nicht, was ich werden möchte. Später auch nicht. Es war Zufall.
Kroatien-Liebe: Was hat dich motiviert, in den Tourismus-Sektor zu wechseln?
Ivo: Eigentlich habe ich was anderes gelernt. Maschinenbau. Aber meine Heimat hat in den 90ern der Krieg erwischt, danach folgte eine große Umstellung der Wirtschaft. Das heißt, in Kroatien wurden viele Industriebetriebe geschlossen.
Ich sah es kommen, habe eine Umschulung gemacht und bin in den Tourismus gewechselt. Erst in den Bootsverleih. Dann habe ich angefangen, als Wanderführer und Reiseleiter zu arbeiten. In diesen Berufen habe ich nicht nur eine Einnahmequelle gefunden, sondern auch eine Verbindung zu meiner ehemaligen Heimat Deutschland. Außerdem macht mir der Job Spaß.
Kroatien-Liebe: Du bist sehr vielseitig. Ich habe dich als Reiseleiter bei einer Wandertour kennengelernt, jetzt sammelst du als Stadtführer in Split und Trogir eine positive Rezension nach der anderen. Was bietest du sonst noch an?
Ivo: Ja, ich habe als Reiseleiter bei Wandertouren angefangen. Später habe ich auch Busrundreisen in Kroatien geführt und in letzter Zeit mache ich viele Stadtführungen in Split und Trogir. In den Sommermonaten arbeite ich ab und zu auch als Skipper bei Segeltörns.
Kroatien-Liebe: Aus welchen Ländern kommt der Großteil deiner Gäste?
Ivo: Bei den Reisen und Stadtbesichtigungen sind meine Gäste hauptsächlich aus Deutschland. Obwohl ich Angebote bekommen habe, chinesische Gruppen zu führen, bleibe ich lieber bei den Deutschen. Zu Segeltörns kommen Gäste aus aller Welt, viele Amerikaner sind dabei.
Kroatien-Liebe: Haben Menschen unterschiedlicher Nationalitäten bestimmte Interessenschwerpunkte und Eigenarten beim Reisen? Wofür begeistert sich das deutschsprachige Publikum am meisten?
Ivo: Ich habe bemerkt, dass es dort wenige Unterschiede gibt. Die Leute wollen etwas über Land und Leute lernen und die Naturschönheiten genießen. Die deutschen Gäste sind ein bisschen neugieriger als die anderen. Sie wünschen sich mehr Fakten.
Kroatien-Liebe: Welche touristischen Entwicklungen beobachtest du in deiner Heimatstadt Split?
Ivo: Was Split betrifft, sehe ich in den letzten Jahren eine gewaltige Entwicklung im Tourismus. Es ist nicht mehr die gleiche Stadt wie früher. Wo früher in der Altstadt einheimische Kinder spielten, sind jetzt Reisegruppen aus der ganzen Welt. In den 90ern waren dort fast keine Touristen.
Kroatien-Liebe: Du bist in Deutschland geboren und als Zwölfjähriger mit deiner Familie zurück nach Dalmatien gezogen. Hast du in deiner Kindheit ein paar „typisch deutsche“ Eigenarten gesammelt?
Ivo: Die deutsche Pünktlichkeit. Die Kroaten sind nicht so genau in der Zeitplanung. Die Parole lautet besonders bei den Südländern „polako“: langsam, langsam.
Kroatien-Liebe: Nenne mir das lustigste und das unangenehmste Ereignis in deiner Karriere als Guide!
Ivo: Schwer zu sagen, was das lustigste war. Ich hatte viele schöne Momente in den letzten Jahren. Unangenehm war mir zum Beispiel, als mich ein Busfahrer nicht fahren wollte, wenn ich ihm kein Extrageld von den Gästen sammele. Ich musste vor den Leuten mit dem Mann streiten und es fiel mir schwer zu erklären, was los ist.
Kroatien-Liebe: Vielen Dank für das Interview! (as)
Kommentare