Iva Silla von Secret Zagreb nimmt Euch mit auf einen weihnachtlichen Spaziergang durch das Zentrum der kroatischen Hauptstadt, deren Weihnachtsmarkt schon zum zweiten Mal als schönster in Europa ausgezeichnet worden ist.
Zagreb Christmas Carol heißt die knapp zweistündige Stadtführung, der ich mich am 10. Dezember anschließe. Zwar kenne ich Zagreb schon recht gut, aber Iva verspricht auf ihrer Website, ganz spezielle Adventsgeschichten über die Stadt und deren Umgebung aus dem Nähkästchen zu plaudern. Natürlich interessieren die mich brennend!
Treffpunkt am Brunnen vor der Kathedrale
Den Treffpunkt am Brunnen vor der Kathedrale auf dem Kaptol-Hügel kann man kaum verfehlen – genauso wenig die herzliche Iva von Secret Zagreb: In ihrer schwarzrot samtenen Robe sieht sie aus wie eine Gothic-Lady!
Ihre Zagreber Adventsgeschichten erzählt sie auf Englisch – und spricht damit wohl vorwiegend ein englischsprachiges Publikum an. Alle anderen Teilnehmer kommen aus England. Insgesamt sind wir mit Iva und ihrer Assistentin zu neunt – eine angenehm kleine Gruppe, so dass man sich gut auf die Geschichten konzentrieren kann.
Eine überschaubare Gruppe wie mit Secret Zagreb ist an diesem 3. Advent 2016 keine Selbstverständlichkeit: Eine Reisegruppe nach der anderen schiebt sich am Wochenende wegen Advent in Zagreb durch die Innenstadt. Iva meint, sie habe solche Besucherströme selten erlebt. Ich auch nicht – zumindest nicht in Zagreb!
Mit Secret Zagreb durchs Stadtzentrum
Beim „Zagreb Christmas Carol“ geleitet uns die Stadtführerin in die Oberstadt Gornji Grad. Den Ban-Jelačić-Platz mit dem Reiterdenkmal und dem riesigen Weihnachtsbaum streifen wir nur kurz.
Über die Radićeva Ulica spazieren wir ins alte Herz der Stadt, das früher einmal den Namen Gradec trug und heute Sitz der kroatischen Regierung ist. Am Steintor (Kamenita vrata) offenbart Iva, dass es angeblich Unglück bringt, wenn man direkt durch die Mitte in das Tor mit dem hell erleuchteten Gedenkraum geht. So halte ich mich an der Seite, weiß aber, dass ich schon ziemlich oft in diesem Jahr durch das Tor geschlendert bin – ohne diese Info!
Vor der Markuskirche zwischen Kroatiens Parlament Sabor und dem Regierungssitz im Ban-Palast macht uns Secret Zagreb eine süße Überraschung: Iva verteilt Mini-Schokoladen von Milka. Milka? Moment mal, das ist doch ein kroatischer Frauenname!
Ja, der Gedanke kam mir schon vor einem Jahr und nun klärt die Stadtführerin uns auf: Milka-Schokolade ist nach der legendären kroatischen Opernsängerin Milka Trnina (1863 – 1941) benannt. Die Diva soll den Schweizer Chocolatier Suchard so mit ihrem Gesang bezaubert haben, dass der ihr prompt eine meiner Lieblingsschokoladen gewidmet hat!
Mit schokoladigem Geschmack im Mund folge ich der Gruppe zum Adventsrummel bei der Katherinenkirche und auf der Strossmayer Promenade. Der eine oder andere wünscht sich, mit der Zahnradbahn nach Donji Grad zu fahren. Weil die Fahrt am Wochenende null Kuna kostet, wartet vor dem Häuschen aber schon eine lange Schlange.
Iva hat eine bessere Idee – eine geheime, märchenhaft versteckte Treppe durch den Art Park. Die führt uns vorbei an echter Zagreb Street Art zu einem Tunnel: ein ehemaliger Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der neuerdings für Besucher geöffnet ist!
Die kalten Betonwände lassen den ursprünglichen Zweck der Tunnel-Anlage erahnen, doch an der Decke ist die Passage, die auch aus einem Science-Fiction-Film stammen könnte, weihnachtlich dekoriert und illuminiert. Um mich herum schallen Weihnachtslieder. Wieder mal was Neues in Zagreb entdeckt!
Der Tunnelweg endet in einem Hof an der Ilica. Hier muss ich Iva und die anderen verlassen, denn ich möchte noch im Restaurant La Štruk essen gehen und danach einen Zug erreichen. Die Stadtführung sei eh so gut wie zu Ende, meinen die beiden Damen von Secret Zagreb zu meinem Glück.
Zagreber Adventsgeschichten
Ivas Adventsgeschichten kenne ich zum Teil schon. Schließlich habe ich mich vor kurzem intensiv mit kroatischen Adventsbräuchen beschäftigt! Folglich ist mir natürlich Krampus ein Begriff: Dieser teuflische Helfer des Nikolaus bringt „bösen“ Kindern am 6. Dezember eine Rute. Zu früheren Zeiten hat er auch diabolische Grüße versendet – Iva zeigt uns einige historische Postkarten wie diese rechts im Bild.
Die Heilige Lucija kommt sogar noch gruseliger daher als Krampus: Sie gilt als Schutzheilige des Sehens und klopfte einst in einer weißen Robe an kroatische Türen und verteilte Tieraugen. Laut einer Legende hat sich Lucija die eigenen ausgestochen, um sie dem Mann auf einem Tablett zu überreichen, der sich in ihre schönen Augen verliebt hatte.
Eine weitere Story aus Ivas Geschichtenfundus ist auch nicht gerade vegetarierfreundlich: Früher wurden kurz vor Weihnachten von den Bauern im Zagorje die Truthähne über den Gebirgszug Medvednica nach Zagreb getrieben. Vor dem Schlachten durften sie noch ein paar Tage auf den Balkons der Stadt weiterleben und veranstalteten dort ein lautstarkes Truthahn-Weihnachtskonzert!
Diese und andere Geschichten dürft Ihr Euch anhören, wenn Ihr Euch für Advent in Zagreb mit Iva entscheidet. Das Ticket kostet 60 Kuna (ungefähr 8 Euro). Neben dem „Zagreb Christmas Carol“ veranstaltet Secret Zagreb übrigens noch weitere Themen-Stadtführungen, darunter ein Ghost Walk bei Dunkelheit. (as)
Kommentare