In diesem Juni 2018 habe ich zweimal das Vergnügen, in Stadt Hvar an Land zu gehen. Beim ersten Besuch, der Teil des Speedboot-Inselhüpfens ist, bin ich total fasziniert von dem malerischen Anblick der Altstadt. Als ich festen Boden unter den Füßen habe, schlägt meine Stimmung prompt um: Die Anglo-Amerikanisierung hat in Hvar erfolgreich gewütet, authentisches, einheimisches Leben wirkt an den Rand gedrängt und Kroatisch hört man im Zentrum kaum noch.
Rundum begeistert bin ich am 11. Juni also nicht auf dem Katamaran der Jadrolinija, der mich innerhalb von einer Stunde und 15 Minuten von Split nach Stadt Hvar bringt. Auf diesem Boot gibt es beim Ablegen keinen freien Sitzplatz mehr, um mich herum schnattern amerikanisch klingende Stimmen wild durcheinander. Im Hafen von Hvar stürmt dann eine riesige Horde Richtung Ausgang, nach Vela Luka auf Korčula und nach Lastovo scheinen im Vergleich nur wenige zu wollen.
An der Anlegestelle herrscht also Volksfeststimmung und ich ziehe mit meinem Rollenkoffer einsam durch die wuselnde Menge. „Es ist nur für eine Nacht“, versuche ich mich in Gedanken zu trösten. „In genau 24 Stunden nehme ich die gleiche Fähre nach Lastovo.“ Judita heißt sie übrigens.
Stadt der vielen Treppen
Als Singlefrau hat man es in Hvar auch nicht gerade leicht, sofern man mit schwerem Gepäck unterwegs ist und sich die Unterkunft weiter oben im Ort befindet. Es gibt Treppen über Treppen! Stufe für Stufe schleppe ich den Koffer den Hang hinauf und als ich total frustriert mein Airbnb-Zimmer erreiche, bin ich schweißdurchtränkt. Nie war meine Laune in Kroatien so mies wie in Hvar!
Ich fange mich wieder – schließlich bin ich bei einer sehr freundlichen kroatischen Familie untergebracht, wie sich bei meiner Ankunft herausstellt. Am nächsten Tag wolle sie mich zum Busbahnhof fahren, sagt mir meine Vermieterin Pamela, dann bleiben mir die Treppen auf dem Rückweg zur Fähre erspart. Bis es so weit ist, erkunde ich erst einmal den Ort.
Festung mit bester Aussicht auf Stadt Hvar
Dank der höheren Lage meiner Bleibe habe ich eine Super-Aussicht auf Stadt Hvar, den Hafen, die vorgelagerten Pakleni Otoci (Hölleninseln) und den Turm der Kirche Sv. Marka. Mein erstes Ziel ist die Festung Španjola (auch als Fortica bekannt), die hoch über der Stadt thront. Der Weg zum Eingang schlängelt sich durch einen schattigen Park und immer wieder bieten sich tolle Panorama-Ausblicke, die am allerbesten sind, wenn man ganz oben auf der Burg ins Tal schaut.
Der Eintritt kostet 40 Kuna, anschließend kann man auf den Spuren der Venezier wandeln. Wo einst ein mittelalterliches Kastell stand, ließen sie im 16. Jahrhundert von spanischen Söldnern die heutige Festung errichten – daher rührt ihr Name. Am 19. August 1571 bei einem Angriff der Türken diente sie der Bevölkerung von Hvar als Zufluchtsort. Im 19. Jahrhundert, als Habsburg über weite Teile von Kroatien regierte – nutzten die Österreicher die Burganlage als Kaserne. Heute beherbergt sie einen Souvenirladen, ein Restaurant und ein Museum mit Ausgrabungen.
Treppabwärts trete ich nach der Besichtigung den Abstieg in die Altstadt an. In den engen Gassen verstecken sich Boutiquen, Schmuckläden, Restaurants und Bars, die mit stolzen Preisen locken. Sicherlich ist der Massentourismus für Wirte und Ladenbesitzer in Hvar eine Goldgrube.
Hauptplatz Trg Sv. Stjepana
Ich lande auf dem zentralen Hauptplatz Trg Sv. Stjepana (Platz des Heiligen Stefan), wo sich das Arsenal und die Renaissance-Kathedrale Sv. Stjepan befinden. Eine Stippvisite in der Kirche ist gratis und lohnt sich – liebe Damen, bitte daran denken, dass die Schultern bedeckt sein müssen! Die Ende des 16. Jahrhunderts erbaute Kathedrale punktet im Innenraum mit einem interessanten Erscheinungsbild: Ein kunstvoller Altar mit geschnitzten Ikonen und Goldverzierungen reiht sich neben den anderen!
Wer sich für sakrale Bauten interessiert, sollte im Anschluss an der Jadrolinija-Anlegestelle vorbei zum Franziskanerkloster marschieren. Bei einem Spaziergang an der Uferpromenade von Hvar kann man es gar nicht verfehlen. Wegen der zahlreichen Gemälde in der Kirche und seines Museums hat das zwischen 1461 und ’89 entstandene Kloster Berühmtheit erlangt. Davor gibt es auch einen kleinen Badestrand.
Warnhinweise für unanständige Touris
Nachdem ich diese drei Sehenswürdigkeiten von Stadt Hvar abgeklappert habe, lasse ich mich nur an der Riva entlang treiben – vorbei an Bars mit überteuerten Cocktails und Läden von Ausflugsveranstaltern, von denen nicht alle seriös arbeiten, wie ich am nächsten Tag bei einem Bootsausflug erlebe.
An einem der zahlreichen Souvenirstände verkauft ein Händler bunt angemalte Seesterne und behauptet gegenüber einer Touristin, dass er sie aus Umweltschutz-Gründen fange, um Korallen vor ihnen zu schützen. Derweil kündigt eine Bar eine Party ab 0:30 Uhr an und englischsprachige Warnhinweise mahnen mit satten Geldstrafen zu Zucht und Ordnung.
Wenn ich wollte, könnte ich in das völlig überdimensionierte Luxushotel am Rande der Stadt gehen, Jagd auf Hollywood-Stars machen und mein Geld im Casino auf den Kopf kloppen. Es wäre auch möglich, in einem teuren Beachclub Schampus zu schlürfen oder einfach nur die Nacht durchzumachen. Ich bin aber langweilig und beantworte die E-Mails, die sich im Laufe des Tages angesammelt haben.
Vorher flaniere ich weiter an der Riva, betrachte die vielen Yachten und Taxiboote, die Urlauber für ein paar Stunden auf die Hölleninseln zum Baden bringen. Dabei erinnere ich mich an einen ziemlich skurrilen Jugo-Film namens Praznik kurvi, der den Ort vor 30 Jahren zeigt – ein Hvar, das so nicht mehr existiert. (as)
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