Letzte Woche habe ich geschrieben, dass Tisno ein perfekter Ausgangsort für Ausflüge ist. Während ich im Juni 2015 auf der Insel-Seite auf Murter logiere, unternehme ich mehrere Touren, unter anderem in die Küstenstadt Sibenik. Die Fahrt mit dem Auto dauert nicht lange, höchstens 20 Minuten.
Als ich an jenem 17. Juni 2015 erwache, schüttet es wie aus Kübeln. Der Südwind Jugo fegt mit aller Kraft übers Meer und bringt kältere Luft mit sich – nicht kalt genug, um die Sommersachen im Koffer zu lassen, doch zum ersten Mal in diesem Kroatien-Urlaub brauche ich meine Jacke. Die trage ich auch noch, als ich gegen 10 Uhr morgens in Šibenik ankomme.
Stadtbesichtigung ohne drückende Hitze
Das Angenehme an solchen sommerlichen Wetterumschwüngen in Kroatien ist, dass das schlechte Wetter meist nicht lange anhält. Ein Wolkenbruch lässt sich mit einem Wutanfall vergleichen: Er entlädt sich, reinigt die Luft und danach folgt wieder Sonnenschein. Die grauen Wolken wollen sich während meines Ausflugs nach Šibenik nicht wirklich verziehen. Glücklicherweise hört es auf zu regnen, nachdem ich aus dem Auto ausgestiegen bin. Auch das Quecksilber klettert wieder über die 20 Grad-Marke, ohne dass die Hitze so drückend wird wie an den Vortagen – ideale Wetterbedingungen für eine Stadtbesichtigung!
Altstadt mit italienischem Flair
Ich spaziere an der Seepromenade entlang und lasse die Altstadt von Šibenik erst einmal außerhalb der Stadtmauern auf mich wirken. Wie in Zadar und Split bemerke ich auch hier in der Architektur einen italienischen Einfluss. Die venezianische Herrschaft von 1412 bis 1797 hat deutliche Spuren hinterlassen. Ein wirkliches Ziel habe ich auf meinem Ausflug nicht: Wenn ich eine Stadt zum ersten Mal besuche, interessiert mich ihr Gesamtbild. So lasse ich mich durch die Fußgängerzone mit ihren zahlreichen Geschäften, Cafés und Restaurants treiben und spaziere dann in höhere Gefilde des alten Kerns von Šibenik. Die Gassen sind dort enger und führen teilweise über Treppen. Nun peile ich doch ein Ziel an: die Festung Sveta Ana oder Sveti Mihovil.
Älteste Festung von Sibenik
Diese älteste Festungsanlage von Sibenik interessiert mich vor allem, weil ich einen tollen Ausblick über die Stadt, die Mündung des Flusses Krka und die Adria erleben möchte. Im Innenraum kann man archäologische Funde aus der römischen Zeit begutachten, doch bis auf die dicken Außenmauern ist nicht viel von der Festung der heiligen Anna bzw. des heiligen Michaels übrig geblieben. Heute finden in der Anlage kulturelle Veranstaltungen statt.
Ich erklimme den oberen Teil des Verteidigungsbaus. Jetzt bläst mir Jugos frische Brise so heftig um den Kopf, dass meine Haare nach allen Seiten fliegen. Ich zücke mein Handy und halte dieses Bild mit der Krka-Mündung im Hintergrund auf einem Selfie fest. Ein blauer Himmel und strahlender Sonnenschein bleiben mir zwar verwehrt, doch auch an etwas trüberen Tagen lohnt es sich, die malerische Altstadt und den angrenzenden Friedhof der Festung von oben zu betrachten.
Ein Gang über den Friedhof
Obwohl ich das Leben liebe, besuche ich auf meinen Reisen gerne Friedhöfe. Grab-Architektur hat für mich einen hohen künstlerischen Wert, der viel über die Kultur des jeweiligen Landes aussagt. Dann lese ich die Namen der alt und jung Verstorbenen und frage mich kurz vor deren Ruhestätten, was für ein Leben sie geführt haben mögen. Auf dem Friedhof in Sibenik entdecke ich viele sehenswerte Steinmetz-Arbeiten wie die Engelsskulptur hier auf dem Foto.
Allmählich wird es mir in den Hochlagen der Altstadt in meinem Sommerkleid ein bisschen frisch. Die zweite Festung Subicevac Richtung Osten klemme ich mir also an diesem Tag und kehre zurück in die geschützten, italienisch anmutenden Gassen.
Die Kathedrale Sveti Jakov
Mein Weg führt mich als nächstes durch den botanischen Garten von Šibenik, wo ich kurz Rast einlege und Blumen fotografiere. Wenn ich wollte, könnte ich länger bleiben, einen Kaffee trinken oder ein Eis essen. Das hebe ich mir für später auf und steuere die Kathedrale des heiligen Jakob (kroatisch: Sveti Jakov) an. Das Gotteshaus steht auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Vom Innenraum sehe ich nicht all zu viel. Große Teile sind für Restaurationsarbeiten eingerüstet. Ich habe dafür vollstes Verständnis: Mit dem Bau der dreischiffigen Kirche wurde im Jahr 1431 begonnen – zu jener Zeit mit einer Finanzspritze der Venezianer.
Trotz der Restaurierung habe ich Zugang zur Taufkapelle. Sie liegt rechts vom Altar. Mitten in diesem hellen Raum befindet sich das steinerne Taufbecken. Ich umrunde es, halte das Bild im Gedächtnis fest und schaue mir die Kathedrale mit ihren gotischen Stil-Elementen dann doch besser von außen an.
Der Kathedralen-Vorplatz ist das touristische Zentrum der Altstadt von Sibenik. Am Fenster eines angrenzenden Stadthauses trocknet auf typisch südländische Manier Wäsche, obwohl es vor ein paar Stunden noch sintflutartig geregnet hat. Die von Jugo gesäuberte Seeluft tut mir gut und so flaniere ich weiter von Gasse zu Gasse, bis ich meine Stadtbesichtigung bei einem Eisbecher und Cappuccino ganz entspannt ausklingen lasse. (as)
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