Reisen als Single – Vor- und Nachteile von Gruppenreisen

Notorisch partnerlos, kann ich von Reisen als Single ein Lied singen. Vor jedem Urlaub stehe ich vor der Wahl: Schließe ich mich einer Reisegruppe an oder organisiere ich alles auf eigene Faust? Am liebsten treffe ich meine Entscheidungen ganz frei, was schon bei den Essenszeiten und der Wahl meines Essens anfängt.

Ich habe auch keinen Spaß an Busrundreisen, auf denen man an spektakulären Orten ständig auf die Uhr gucken muss und dann doch nicht alles sehen kann, weil die Zeit zu knapp bemessen ist.

Den Kompromiss einer Gruppenreise gehe ich nur ein, wenn es sich um einen Urlaub mit geführten Wandertouren oder einen Katamaran-Törn handelt.

Sicherheit und Organisation

Natürlich würde ich diese Dinge lieber mit einem Partner erleben, doch den kann ich mir nun mal nicht backen. Also habe ich 2015 meinen Wanderurlaub in Kroatien bei Wikinger Reisen gebucht. Aus zwei guten Gründen: Erstens hatte mich die Auswahl der Reiseziele (unter anderem die Krka Wasserfälle und die Plitvicer Seen) gereizt. Zweitens hält sich meine Lust, allein durchs Gebirge zu wandern, in Grenzen.

Was passiert zum Beispiel, wenn ich umknicke, mir den Knöchel verstauche oder den Fuß breche? Wer holt dann Hilfe und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass andere Wanderer vorbeikommen und mich „retten“? Außerdem hat man in den Bergen miserablen Handy-Empfang und so wäre ich der Situation schonungslos ausgeliefert. Ihr haltet mich jetzt bestimmt für eine Sicherheitsfanatikerin oder für einen Tollpatsch, oder?

Zu meinem Glück habe ich mir beim Wandern in Kroatien noch nichts verstaucht oder gebrochen – von zwei bis drei Schürfwunden einmal abgesehen. Sicherheit ist trotzdem ein wichtiges Kriterium, zumal es in Kroatien im Gebirge noch verminte Gebiete gibt.

Besser für mich als „unbeholfene“ Frau, ich wandere während meiner Reisen als Single mit einem erfahrenen Wanderführer, der sich auskennt und während der Touren Insider-Wissen vermitteln kann.

Reisen als Single: Soziales Wesen Mensch

Wenn man mutterseelenallein durch die Landschaft wandert, kommt man irgendwann zu einem Punkt, an dem man sich mit anderen Leuten über die Eindrücke austauschen möchte. In einer Wandergruppe findet man immer Personen zum Quatschen.

Ich bin in der Lage, stundenlang, sehr meditativ meinen Gedanken nachhängend, durch die Natur zu laufen, weil ich mich in jenen Momenten im Einklang mit mir und der Welt fühle. Nach spätestens einer Woche würde ich dabei vereinsamen.

In der Reisegruppe anno 2015 ziehe ich den Altersdurchschnitt gewaltig nach unten. Meine Mitreisenden sind hauptsächlich Paare der Altersklassen Ü50 und Ü60. Es gibt in dieser Gruppe auch Personen, die an allem etwas zu meckern haben.

O-Töne:
„Der Reiseleiter ist so ein unorganisierter Chaot!“
„Unser Zimmer ist klein wie eine Besenkammer und hat keinen Meerblick. Wir reisen ab, wenn wir nicht sofort ein besseres Zimmer kriegen!“
„Die Meeresorgel nervt!“
„Das Gemüse ist nicht durch!“ (Stirnrunzeln, miesepetriger Blick)
„Wir haben in Šibenik endlich mal Ćevapčiči gegessen, aber die waren sooo klein!“ 

Hallo?! Ćevapčiči sind kein kroatisches Gericht, sondern nur der Stereotyp aus Bosnien, der nicht wissenden Deutschen hierzulande in kroatischen Restaurants als „kroatische Spezialität“ aufgetischt wird!

Besser eine Singlereise buchen?

Nun ja, ich bin nicht richtig auf einer Wellenlinie mit der Gruppe und so oft wie möglich gehe ich meiner eigenen Wege. Fragt sich gerade jemand, was mich von einer Singlereise abgehalten hat?

Auch zu diesem Thema habe ich eine Erklärung. Im Urlaub will ich mich auf das Land, die Landschaft, die Sprache und Kultur konzentrieren, anstatt auf das Balzgehabe der mitreisenden, vielleicht beziehungsneurotischen Männer! Man stelle sich jetzt mal Speed-Dating in einer Konoba vor oder eine Single-Party am Felsenstrand, bei der Schüchterne geheime Botschaften auf bunten Papierherzen beim DJ abgeben können. Würde Euch das gefallen? Nein? Mir auch nicht.

Sollte sich bei einer „normalen“ Gruppenreise Amor hinter dem nächsten Felsen verstecken und schießen, hätte ich nichts dagegen, von seinen Pfeilen getroffen zu werden. Kompliziert wird die Sache nur dann, wenn Frau sich in den vergebenen kroatischen Reiseleiter verknallt (fiktives Beispiel).

Da Amors Schießkünste in meiner Gegenwart unübertrefflich schlecht sind, schließe ich mich bei meinen Reisen als Single auch 2016 wieder einer Reisegruppe an. Ich freue mich schon sehr auf die Wanderungen auf den Inseln Krk, Rab, Cres und Lošinj – nicht weil ich keine Ahnung habe, wie man einen Kroatien-Urlaub selbst organisiert, sondern weil ich ein soziales Wesen bin! (as)