Es regnet nicht nur in Krk auf Krk. Nein, auch in meinem Herzen! Als das Flugzeug im Landeanflug auf den Flughafen Rijeka durch eine dicke, düstere Wolkendecke gleitet, kochen alte, sehr private Emotionen aus meinem Kroatien-Urlaub des Jahres 2015 in mir hoch.
Fette Regentropfen prasseln gegen die Fensterscheiben des Fliegers. Ich könnte nur noch laut schluchzen und denke beim Ausstieg mit Regenschirm: „Pada kiša u srcu.“
Zu Deutsch: Es regnet im Herzen – vielleicht eine Zeile aus einem kitschigen kroatischen Schlager. Anscheinend hat sich meine Miene so verfinstert, dass mich eine Mitreisende fragt, ob alles in Ordnung wäre.
Selbstverständlich ist alles in Ordnung! Ich lebe seit einem Jahr mit einem Stachel im Herzen, und der Regen bewässert die wunderschönen roten Rosen, die mir diesen Stich zugefügt haben!
Spaziergang durch Krk auf Krk
Ich stelle nur mein Gepäck im Zimmer ab und spaziere an der Promenade entlang in die Altstadt von Krk auf Krk. Die graue Adria und den wolkenverhangenen Himmel will ich fotografieren. Solche Kroatien-Bilder fehlen mir noch in meiner Sammlung.
Von strahlendem Sonnenschein und blauem Meer habe ich nämlich in den letzten Jahren schon unzählige Motive geschossen. Immer fühlte ich mich dann kraftvoll und glücklich.
Heute in Krk auf Krk suhle ich mich in meiner Trauer. Ich will die Arme zum Himmel ausstrecken und die Sonne in mein Herz lassen. Jetzt muss ich aufpassen, dass meine Augen und mein Objektiv trocken bleiben.
Touristen-Hochburg im EM-Fieber
In der Altstadt von Krk auf Krk regiert heute König Fußball: Kroatien spielt bei der EM gegen die Türkei. Aus den Kneipen am Hafen und in den regennassen Gassen dröhnen kroatische Fußball-Songs.
An Gebäuden und Autos weht die Šahovnica (die kroatische Flagge). An diesem Sonntag trägt man(n) wahrscheinlich noch lieber als an anderen Tagen das kroatische Trikot und trotz des Mistwetters haben sich ein paar Touristen nach draußen gewagt.
Krk auf Krk wirkt mit seinen Lokalitäten und Souvenirläden sehr touristisch. Ein paar bierbäuchige Österreicher quetschen sich durch die Gassen. An einer Ecke wirbt ein Strandkiosk mit „Bier vom Fass“ und Ćevapčiči.
Die Reklame lässt mich sofort an Facebook-Bilder von dicken grinsenden Männern mit weißen Touri-Kappen und überschäumenden Karlovačko-Humpen denken. Wenn ich nicht so todtraurig wäre, könnte ich bei der Vorstellung einen Lach-Flash kriegen.
Anstatt mit Karlovačko füttere ich mich mit einem großen Eis. Die Trauer will mich verleiten, auch über das Tortenbuffet herzufallen, aber ich halte mich zurück. Ich bin schließlich nicht nach Kroatien gereist, um mich mit süßem Zeug voll zu stopfen und Trübsal zu blasen.
Einer der ältesten Ferienorte an der Adria
Im Laufe meines Spaziergangs klart der Himmel ein bisschen auf. Blaue Lücken reißen die Wolkendecke auf und endlich erahne ich, wie türkis das Meer in Krk auf Krk bei Sonnenschein aussieht.
Diese Stadt ist einer der ältesten Urlaubsorte an der Adria. Es gibt hier eine alte Stadtmauer, einen pittoresken Marktplatz, eine Kathedrale und im Hafen jede Menge Ausflugsboote. Wäre es trocken und sonnig, hätte ich Lust ein paar Stunden durch die Altstadt und am Meer entlang zu flanieren. Jetzt will ich möglichst schnell zurück an meinen Rechner und mir meine Eindrücke von der Seele schreiben. (as)
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