Was für Ausflüge biete ich hier eigentlich an? Um das genau zu wissen, teste ich sie höchstpersönlich. Am 1. Juni begebe ich mich auf eine Radtour in Zagreb. Weil es nach dem Mai-Dauerregen in Kroatien endlich wärmer wird, freue ich mich besonders auf die Kanufahrt auf dem städtischen See Jarun. Für einen Badestopp ist es trotz steigender Temperatur ein bisschen kalt.
Mitten im Zentrum empfängt der lokale Guide Davor die dreiköpfige Gruppe. In der Petrinjska Ulica, nur wenige Gehminuten vom Ban-Jelačić-Platz entfernt, werden wir mit superleichten Mountainbikes und Helmen ausgestattet. Außerdem bekommt jeder Teilnehmer einen halben Liter Wasser für unterwegs. Die Fahrrad-Schaltung ist schnell erklärt, dann kann es auch schon losgehen.
Radtour in Zagreb mit Geschichtslektion
Wir strampeln fürs Erste nur ein kurzes Stück: Am Trg Bana Josipa Jelačića, wie der Hauptplatz auf Kroatisch heißt, lässt uns Davor auf Englisch in die Geschichte des Ortes eintauchen. Beispielsweise erzählt er von den beiden konkurrierenden Städten Gradec und Kaptol, aus denen Zagreb entstanden ist. Und woher stammt eigentlich der Name der heutigen Hauptstadt? Eine Theorie deutet auf das Verb „zagrabiti“ (zu Deutsch: Wasser schöpfen) hin.
Entspannt fahren wir nach Süden zum Trg Kralja Tomislava, wo natürlich an der Reiterstatue ein Schwenk zum ersten kroatischen König Tomislav nicht fehlen darf. In kräftigem Sonnengelb strahlt im Hintergrund der Kunstpavillon, der ursprünglich 1896 für die Weltausstellung in Budapest errichtet worden war und anschließend in Einzelteilen per Eisenbahn nach Zagreb transportiert wurde. Auch davon berichtet unser Guide.
Nach dem Stopp bei Tomislav führt die Radtour in Zagreb allmählich aus dem von prächtiger K.u.K.-Architektur geprägten Zentrum hinaus. Zu unserer Linken liegt das Fünfsterne-Hotel Esplanade – einst die Top-Adresse für zahlungskräftige Gäste aus dem Orient-Express nach Istanbul.
Bei jedem Zagreb-Aufenthalt entdecke ich neue Street Art, so auch bei diesem Ausflug auf dem Fahrrad. An einer Mauer prangt eine Frau mit dem Kopf einer Eule, doch das ist nur eines von vielen beeindruckenden Motiven. Bald werde ich mehr von diesen Bildern auf Facebook und Instagram zeigen.
Zagrebs sozialistische Wohnviertel
Auf dem Weg zum See präsentiert sich die Stadt von ihrer grauen, raueren Seite. Jenseits des Zentrums sprießen sozialistische Plattenbauten aus der jugoslawischen Ära in die Höhe. Sie machen einen beachtlichen Teil von Zagreb aus und wenn Du Dich wirklich für Kroatiens Hauptstadt interessierst, solltest Du sie in Gänze betrachten.
Am Plac Mljac besuchen wir den Markt Trešnjevka, wo Obst und Gemüse etwas preiswerter verkauft werden als auf dem berühmten Dolac. Kein Wunder, denn in diese Gegend verirren sich kaum Touristen. Wir decken uns mit Snacks ein und starten den Endspurt nach Jarun.
Bis zum Kanuzentrum haben wir ein gemächliches Tempo drauf. Ohne Gruppe wäre ich definitiv schneller unterwegs, aber eines ist klar: Langsamkeit schützt im hektischen Hauptstadtverkehr vor Unfällen. Außerdem besteht ja im Urlaub kein Grund zur Eile.
Paddeln auf dem Jarun-See
Noch mehr Entspannung genießt man beim Paddeln in Zweier-Kanus auf dem Jarun-See im Südwesten von Zagreb. Teilweise durchqueren wir die Regatta-Strecke in diesem beliebten Naherholungsgebiet. Am Ufer tummeln sich Radfahrer, Jogger und Inline-Skater. An heißen Sommertagen suchen oft tausende von Menschen Erfrischung in den beiden Badeseen. Außerdem trifft man sich in Cafés, Bars und auf Grillplätzen am Wasser. Auch wir machen zwischendurch eine Kaffee- und Eis-Pause am Wasser.
Rückfahrt am Ufer der Sava
Als endlich die Sonne aus den Wolken hervorlugt, macht sich auf dem See ein türkises Leuchten à la Plitvice bemerkbar. Ungefähr anderthalb Stunden bleiben wir in diesem Freizeit- und Sportpark, dann schwingen wir uns wieder auf den Sattel.
Auf dem Rückweg radeln wir einige Kilometer am Ufer der Sava entlang. Sie fließt nicht mitten durch die Stadt, sondern durch deren Ausläufer. Bootsausflüge gibt es keine, der Fluss ist in dem Gebiet unbefahrbar. Wer ihn bei einem Städtetrip sehen möchte, sollte entweder auch eine Radtour machen oder zu einem Spaziergang aufbrechen. Ich empfehle den Ausflug auf zwei Rädern, weil er so viele unterschiedliche Facetten der Stadt offenbart. (as)
Kommentare