Ich kann nicht Auto fahren – meint meine Mutter. Ist natürlich Quatsch! Erstens liegen ihr dafür keine Beweise vor. Zweitens schaffe ich es sogar, ein Quad zu händeln. Eigentlich wollte ich den Jungs das Steuer überlassen. Das betone ich gegenüber Dragan und Marin, als Irena mich nach Fažana entführt, um bei einer Quadtour Istrien unsicher zu machen.
„Mi smo gospođe“, sage ich gekünstelt kleinmädchenhaft. Wir sind Ladys. Und ich bin eine, die ständig den Lenker betätigt. Im übertragenen Sinne! Jetzt gebe ich die Verantwortung an Dragan ab – vorerst. Auf einem Quad sitzt man hintereinander, Irena nimmt neben Marin in einem Buggy platz.
Bei einer Quadtour Istrien erleben
Mit Helmen auf den Köpfen heizen wir ein paar Kilometer über die Landstraße und biegen in einen Schotterweg ab. Dragan fragt mich, ob ich Angst hätte. Nein, ich doch nicht. Bei vielen Touristen sei das anders, beteuert er. Ich habe nur ein schlechtes Gewissen wegen der Verpestung der intensiv grünen Landschaft, aus der hier und da roter Mohn ragt. Zähneknirschend erlaube ich mir diese eine Ausnahme, immerhin fahre ich sonst nur mit dem Fahrrad durch die Natur.
Einsame Kirche Sveta Foška
Wir knattern vorbei an denkmalgeschützten grauen Mauern und runden Häusern aus Stein, die ohne Lehm oder Zement gebaut wurden. Bei der Kirche Sveta Foška halten wir an. Schon seit dem 12. Jahrhundert steht das weiße Gotteshaus mit den Rundbögen im Vorderhof einsam in einer Wiese bei Vodnjan.
Hin und wieder finden hier Hochzeiten statt, während andere zum stillen Gebet kommen. Sveta Foška sei auch eine Art Wallfahrtsort wegen ihrer starken Energie, erzählt mir Irena. Ohne dass sie es zu erwähnen braucht, spüre ich die Energieströme im Hof. Durch die Steinplatten wandern sie in meine Füße und dann aufwärts in die Beine. Es kribbelt angenehm.
Wir begegnen einem älteren Herrn, der sich als Bio-Energetiker vorstellt und mir eine gute Gesundheit diagnostiziert. Trotzdem gibt er mir ein Taschentuch, weil ich am 25. Mai ziemlich verschnupft bin. In der Kirche entdecke ich einen skurrilen Gabentisch, der an einen Flohmarkt-Stand erinnert. Noch immer frage ich mich, was eine pinke Kindersonnenbrille und Omas Ketten in einer Kirche zu suchen haben.
Quadtour Istrien: Wagemutig am Steuer
Als unsere Quadtour in Istrien weitergeht, besteht Dragan darauf, dass ich mich vorne ans Steuer setze. Dank Automatik-Getriebe kein allzu großes Kunststück: Man braucht nur zu lenken, bremsen und Gas zu geben. So ein Quad ist allerdings ein recht schweres Fahrzeug ohne Servolenkung, so dass man fürs Steuern ein bisschen Kraft in den Armen benötigt.
Ich habe aber anscheinend Talent. Schnell habe ich den Dreh raus und Dragan lobt mich für meine Fahrkünste. Langsam taste ich mich ran und beschleunige. Nicht so stark wie mein Fahrlehrer – der übernimmt auf einmal von hinten wieder das Steuer und gibt ordentlich Gummi. Unweigerlich fange ich an zu kreischen, so rasant wie er durchs Gelände wummert. Wir werden heftig durchgeschüttelt!
Im Buggy durch Pfützen und Matsch
Kurz danach wechseln wir die Fahrzeuge. Dragan und ich besetzen den Buggy, Irena und Marin das Quad. Ich fahre und fühle mich befreit. Ein Buggy erfordert beim Lenken weniger Muskelkraft. So bin ich imstande, viel wendiger um Hindernisse herumzukurven. Unsere Hürden sind hauptsächlich nass – riesige Pfützen, weil es den ganzen Mai in Istrien fast nur geregnet hat.
Obwohl ich versuche, sacht und bedächtig durch Matsch und Wasser zu tuckern, spritzt es einige Male nach oben und besprenkelt meine nackten Beine. Wir lachen darüber und mein Guide schießt ein Beweisfoto. Ansonsten freue ich mich über das satte Grün und die Aussicht aufs Meer.
Durch Bilderbuch-Dörfer wie Peroj chauffiere ich Dragan zurück nach Fažana, ohne dabei einen Unfall zu bauen. Und so schwierig ist das auch gar nicht: Probiert es einfach selbst aus bei einer Quad-Safari in Istrien! (as)
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