Es gibt Pianisten und Poeten. Der kroatische Pianist Zeljko Vlahovic vereint definitiv beide Qualitäten. Seit seinem neunten Lebensjahr widmet sich der 1973 in Zagreb geborene Musiker dem Klavierspiel.
Sein Drang, einer kreativen Tätigkeit nachzugehen, war von Kindheitsbeinen an so stark ausgeprägt, dass er sich dem elterlichen Willen, eine Karriere als Ingenieur einzuschlagen, widersetzte und stattdessen an den Musikhochschulen in Zagreb, Graz und Frankfurt am Main drei Diplom-Studien abschloss.
Was dieser Virtuose auf seine emotionale Art in die Tasten haut, ist am ehesten mit einem fulminanten Großfeuerwerk vergleichbar.
Erstes Interview mit Zeljko Vlahovic
Am 27. Mai 2006 kreuzten sich unsere Wege zum allerersten Mal. Ich schrieb seit einiger Zeit für das Online Musik Magazin (OMM) und Zeljko Vlahovic stand kurz vor einem Auftritt im Berliner Konzerthaus.
Sein damaliger Manager hatte mich per E-Mail gefragt, ob ich Interesse hätte, ein Interview mit dem aufstrebenden Piano-Maestro aus Kroatien zu führen. Das Management schlug ein Treffen in einem Nobellokal am Gendarmenmarkt vor – nur wenige Schritte vom Konzerthaus entfernt.
Ich erinnere mich sehr lebhaft an unsere erste Begegnung. Einige Minuten vor Željko war ich junges, noch recht naives Wesen in dem versnobten Schuppen angekommen. Ich trug eine ziemlich bunte, wild gemusterte Jacke und der Kellner fragte mich: „Suchen Sie etwas Bestimmtes?“
Die beiden Herren, die ich suchte, trafen glücklicherweise bald nach mir ein. Der Manager wirkte wie ein steifer, gut situierter Geschäftsmann, der anscheinend häufiger in solch feinen Lokalitäten verkehrte. Dem feinsinnigen Freigeist Željko sah ich sofort an, dass er über das Restaurant ähnlich dachte wie ich.
Er sprach hervorragend eloquent Deutsch und zwischen uns stimmte die Chemie auf Anhieb. Wir sahen uns an und waren uns einig, dass er mir in diesem Lokal kein Interview geben würde. Er überredete seinen Manager eindringlich, das Weite zu suchen, noch bevor selbiger eine Bestellung aufgeben konnte. Ein paar Häuser weiter unterhielten wir uns dann angeregt. Das Interview findet man übrigens immer noch im Feuilleton von OMM.
Liszt, Chopin, Pejačević & Co.
Ich erfuhr, dass auf der musikalischen Spezialitätenliste des Konzertpianisten Zeljko Vlahovic sehr viel Liszt und Chopin stehen und weniger Mozart. Er war es auch, der mich auf die kroatische Komponistin Dora Pejačević (1885 – 1923) aufmerksam gemacht hat. Als erste Frau in Kroatien komponierte sie Orchesterwerke – zu ihren Lebzeiten und bis heute eine Männerdomäne!
Im ZDF-Morgenamagazin spielte Željko 2007 mit wilder Virtuosität den „Tanz der Baronin“ des zeitgenössischen Komponisten Frano Parać (Jahrgang 1948) aus Split.
Während Željko zwischen 2006 und 2008 in zahlreichen größeren Hallen in ganz Deutschland gastierte und zunehmend bekannter wurde, beehrte er sein Publikum auch häufig mit Klavierwerken aus Kroatien. Er brachte den deutschen Klassik-Fans kroatisches Kulturgut näher, und zwar Stücke, die man hierzulande sonst eher selten bei Klavierkonzerten zu hören bekommt.
Rückkehr nach Kroatien
Aus privaten Gründen brach Željko im Herbst 2008 seine Zelte in Berlin ab und kehrte in seine Heimatstadt Zagreb zurück. Mein Kontakt mit ihm ist trotz der Distanz nie wirklich abgerissen. Wie das Schicksal es wollte, sind wir sogar sehr gute Freunde geworden.
2006 im Bonzenlokal hätte auch noch keiner von uns beiden ahnen können, dass wir uns fast zehn Jahre später in einem Mix aus Deutsch und Kroatisch unterhalten würden. Neulich meinte er über sein Klavierspiel: „Ich bin heute sogar noch viel besser als damals.“
Zurzeit hat sich Željko zwar eine kleine Auszeit vom Konzertieren genommen, doch ich bin mir sicher, dass man von diesem Ausnahmekünstler noch einiges hören wird. (as)
Zeljko Vlahovic, pianist – „A Poet amongst the… von universum21
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