Die allermeisten, die regelmäßig Urlaub in Kroatien machen, lieben die kroatische Gastfreundschaft. Deshalb mieten viele Deutsche und Österreicher lieber private Ferienwohnungen statt im Hotel zu logieren. Dort haben sie nämlich häufig Familienanschluss und fühlen sich auf herzerwärmende Art und Weise aufgehoben. In meinem Bekanntenkreis gibt es auch Menschen, die ihren Urlaub jedes Jahr am gleichen Ort verbringen, weil sie sich mit ihren Vermietern angefreundet haben. Wie langweilig, mögen manche denken, jedes Jahr Urlaub am gleichen Ort! Natürlich hast Du das Recht, diese Meinung zu vertreten. Trotzdem ist die menschliche Verbundenheit von enormer Wichtigkeit – insbesondere in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung.
Nachdem ich einen Monat in Zagreb gewohnt und bei Ausflügen ans Meer Massentourismus in Reinform erlebt habe, könnte ich jetzt viel schreiben, was ein schlechtes Licht auf Kroatien und Kroatien-Liebe werfen würde. Gleich nach meiner Ankunft auf der Insel Korčula habe ich ein Erlebnis, das meine positive Energie und die Liebe zu Land und Leuten wieder wach kitzelt.
Eine Einladung zum Geburtstag
Ein paar Tage zuvor hat mich meine Vermieterin zu ihrem 40. Geburtstag eingeladen. In dem Moment bin ich überrascht, immerhin kennen wir uns ja noch gar nicht. Kurzerhand sage ich zu. Seit ich als digitale Nomadin von Ort zu Ort reise, ist es manchmal ein bisschen schwierig, soziale Kontakte zu knüpfen. Deshalb habe ich ein starkes Bedürfnis, neue Menschen kennenzulernen.
Die kroatische Gastfreundschaft erleichtert es mir, mich zu verbinden – auch meine Sprachkenntnisse, die vor meiner Rückkehr nach Kroatien ganz schön eingerostet sind und sich an Tag 1 und 2 in Zagreb auf seltsame Weise mit schwedischen Vokabeln vermischen. Dieses Problem löst sich im Laufe der Zeit glücklicherweise von selbst.
Familiäre kroatische Gastfreundschaft
Kaum habe ich in meiner Wohnung eingecheckt und mich frisch gemacht, fahre ich mit meiner Vermieterin und deren Vater zur Geburtstagsfeier außer Haus. Während ich noch ein Restaurant im Herzen von Korčula erwarte, rollt das Auto weg von den ausgetretenen touristischen Pfaden. Es ist schon dunkel, aber ich habe sofort den Eindruck, dass es sich um Wege handelt, die vermutlich nur Einheimische kennen. Gleiches gilt für die versteckte Konoba, wo die Fahrt endet. Ein familiärer Geheimtipp, sagt mir meine Gastgeberin, und ich werde mich selbstverständlich hüten, Geheimnisse zu verraten. Nur zwei Dinge möchte ich preisgeben: Ich werde rundum kulinarisch verwöhnt und die kroatische Gastfreundschaft berührt mich tief.
Es ist eine Feier im kleinen Kreis: Außer meiner Vermieterin, ihrem Papa und mir sind zwei Freundinnen, die Schwester, der Schwager und die dreijährige Nichte eingeladen. Herzlich nehmen sie mich in ihrer Mitte auf. Wir plaudern angeregt, lachen zusammen und singen am Tisch ausgelassen Lieder aus Dalmatien. In Gedanken frage ich mich, ob das wohl auch in Deutschland passieren könnte, als Fremde so schnell in eine Runde aus Familie und Freunden aufgenommen zu werden. Nein, nein, nein, antwortet eine Stimme in meinem Kopf, und seit 2020 erst recht nicht mehr!
Eine Tafel voller dalmatinischer Köstlichkeiten
Doch das ist zum Glück Geschichte, genau wie mein Leben in Berlin. Jetzt probiere ich den würzigen hausgemachten Käse, das Olivenöl von der Insel und die aromatischen Tomaten und Oliven. Das ist übrigens erst die Vorspeise. Meine Gastgeberin ist außerordentlich bemüht, meinen Teller immer wieder bis zum Rand mit den Köstlichkeiten von ihrer Geburtstagstafel zu füllen! Währenddessen gießt eine ihrer beiden Freundinnen fleißig Rot- und Weißwein nach, sobald sich mein Glas nur ansatzweise leert.
Sicher ist mein Magen schon so voll, dass es ihr nicht gelingt, mich abzufüllen: mit handgemachten Makkaroni mit Gemüse, mit Kartoffeln und Mangold und einer Ferrero-Rocher-Torte, die zum krönenden Abschluss auf den Tisch kommt. Außerdem werden Oktopus-Peka und Makkaroni mit Hackfleisch-Soße serviert.
Dass du in einem Touri-Lokal in Split, Dubrovnik oder Korčula Stadt jemals so schmackhafte dalmatinische Hausmannskost essen wirst, wage ich zu bezweifeln. Und wie gesagt, einen Restaurant-Tipp suchst du in diesem Schwank aus meinem Leben vergeblich. Das Wichtigste ist schließlich die Nahrung für die Seele, die mir dieses Musterbeispiel kroatischer Gastfreundschaft beschert hat. In diesem Sinne freue ich mich auf einen wunderbaren September auf Korčula. Bestimmt werde ich mich wieder öfters im Blog zu Wort melden. (as)
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