Kroatisch sprechen und kroatisch lesen oder schreiben sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Wer einen kroatischen Text lesen und sinngemäß verstehen kann, muss deshalb noch lange nicht in der Lage sein, ein Gespräch auf Kroatisch zu führen.
Beim Schreiben einer kroatischen E-Mail beispielsweise habe ich wesentlich mehr Zeit zum Überlegen als in der Face-to-Face-Kommunikation. Dagegen verläuft eine Plauderei spontan und Schlag auf Schlag. Innerhalb von Sekunden müssen einem die Vokabeln nur so über die Lippen flutschen.
Angst überwinden und Kroatisch sprechen
Im Juli 2015 habe ich angefangen, mir Kroatisch im Selbststudium beizubringen. Die neue Fremdsprache tat mir gut und ich war verdammt motiviert, jeden Tag Neues zu lernen.
Nach sechs Monaten kroatischer Vokabeln und Grammatik kam ich im Januar 2016 nach Zagreb. Ehe ich die Reise antrat, hatte ich etwas Bammel: Würden die Einheimischen mein Kroatisch verstehen? Und überhaupt – könnte ich folgen, wenn man mich auf Kroatisch anredet?
Nach meiner Ankunft in Zagreb plapperte ich einfach drauf los und bekam immer, was ich wollte, zum Beispiel Tageskarten für den Stadtverkehr oder scharfen Ajvar und eine kleine Flasche Olivenöl auf dem Dolac.
Auch das Ein- und Auschecken in der Pension klappte super. Das Beste daran: Ich verstand das meiste, selbst wenn mir hin und wieder ein Wort noch nicht geläufig war. Nach dieser ersten Erfahrung im Kroatisch Sprechen hatte ich jede Menge Antrieb, weiter zu lernen.
Sprachpraxis langsam steigern
Fünf Monate gingen ins Land. Im Juni in der Kvarner Bucht begegnete ich dem kroatischen Reiseleiter Ivo Popović, der in Deutschland aufgewachsen ist und unter anderem Stadtführungen in Split und Trogir anbietet.
Als er gemerkt hatte, dass ich seine Sprache lerne, verwickelte er mich während unserer Wanderungen und beim Essen jeden Tag in Konversationen auf Kroatisch. Manchmal rauschte mir wegen Ivo ganz schön der Kopf!
Schwierigkeiten im Verstehen bekomme ich übrigens immer, wenn mir mein Gegenüber zu schnell spricht. Meistens hilft dann der Satz „Govori sporo sa mnom, molim“ (Sprich bitte langsam mit mir).
Kroatisch sprechen: und dann das volle Programm
Vor meinem zweiten Zagreb-Aufenthalt im Oktober war mir klar, dass ich wieder kroatisch sprechen würde. Ich wusste jedoch nicht, wie hoch die Dosis auf dieser Reise sein würde.
Mit meinen Kooperationspartnern Gorana und Davor hatte ich bis dato nur auf Englisch kommuniziert. Als wir uns am Flughafen zum ersten Mal gegenüber standen, kramte ich mein Kroatisch hervor – dabei blieb es dann für den Rest der Zeit.
Ich besuchte auch zwei Konzerte mit dem Pianisten Željko Vlahović. Hinterher saßen wir beide Male stundenlang mit Leuten zusammen und unterhielten uns. Je länger ich den Einheimischen lauschte, desto besser war ich in der Lage, den Gesprächen zu folgen und neue Vokabeln aufzuschnappen. Irgendwann war mir die Anzahl meiner Fehler egal. So fing ich an, mehr und länger zu erzählen.
Auf meinen Kroatien-Reisen in diesem Jahr habe ich wiederholt die Erfahrung gemacht, dass sich Kroaten sehr freuen, wenn man sich an ihre Sprache heranwagt. Versucht es also auch. Sprachkurse bringen nämlich nicht so viel ohne aktive Sprachpraxis mit Muttersprachlern.
Mit Kroatisch-Sprachkenntnissen findet man auch leichter kroatische Freunde und Geschäftspartner. Sollte Euch das genauso wichtig sein wie mir, rate ich Euch: beim nächten Kroatien-Aufenthalt einfach kroatisch sprechen! (as)
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