Meine ersten Begegnungen mit Kroatien habe ich bei einer Katamaran-Tour. Es ist Februar 2011. Ich frage mich, wo ich meinen Sommerurlaub verbringen könnte. Madeira kommt mir in den Sinn, doch mein Kumpel Florian, damals mehr als nur ein Freund, hat keine Lust auf die Blumeninsel im Atlantik.
Auf einmal erinnere ich mich an die erste Postkarte meines Lebens. Was für ein stolzes kleines Mädchen ich doch war, als eines Tages ein Urlaubsgruß im Briefkasten steckte – für mich, aus Dubrovnik, von meinem reiselustigen Onkel Axel.
In dem Moment weiß ich: Kroatien soll es sein. Ich maile meinem Onkel, um mir ein paar Reise-Tipps zu holen, nicht ahnend, dass ich ein Jahr später keine Gelegenheit mehr dazu haben würde.
Buchung bei lokalem Reiseveranstalter
Zwei Wochen Kroatien schweben mir vor: ein Urlaub voller sportlicher Aktivitäten. Florian ist nicht begeistert. Höchstens eine Woche kann er sich eine berufliche Auszeit nehmen, mehr nicht, und von Aktivurlaub will er gar nichts wissen.
Ich nehme die Sache selbst in die Hand, recherchiere ein paar Tage und buche bei einem kleinen kroatischen Reiseunternehmen eine einwöchige Tour mit Wandern. Mein Freund kommt in der zweiten Woche nach.
Kurz vor meiner Abreise bekomme ich einen Anruf aus Kroatien: Meine Reise fällt aus, doch man könne mir als Alternative eine Katamaran-Tour in Süddalmatien anbieten, selbstverständlich ohne Aufpreis. Ohne nach diesem Schreck auch nur eine Sekunde zu überlegen, sage ich zu. Es ist das erste Mal, dass ich meinen Urlaub auf einem Boot verbringe – für mich ein Grund zur Freude.
Katamaran-Tour mit Kleingruppe
Anfang Juni 2011 fliege ich von Berlin-Schönefeld nach Dubrovnik. Am Flughafen nimmt mich ein Mitarbeiter des Reiseunternehmens in Empfang. Wie sich herausstellt, wird eine weitere Berlinerin mit in See stechen.
Während der Fahrt nach Zaton Mali, einem idyllischen Fischerdorf westlich von Dubrovnik, überfällt mich ein Gefühl der Ausgeglichenheit. Ich bin überwältigt von der Schönheit des Landes, das ich bis dato nur aus Horrormeldungen aus den 90er Jahren kenne.
Es wirkt friedlich wie aus dem Bilderbuch, so dass ein Krieg an dieser Küste jenseits meiner Vorstellungskraft liegt. Einen ähnlichen Satz werde ich ein paar Tage später in meinem Tagebuch notieren.
Von Zaton Mali nach Ston
In Zaton Mali erwartet uns Kapitän Željko. Eigentlich lebt er in Zagreb, erzählt er, aber im Sommer zeigt er Touristen auf dem Katamaran die Inselwelt der Adria. Wir dürfen nach der Ankunft gleich an Bord gehen.
Außer mir sind die Berlinerin und deren in London lebende Tochter, ein älteres und ein junges, frisch verheiratetes amerikanisches Ehepaar mit von der Partie. Wir unterhalten uns auf Englisch.
Ich beziehe eine gemütliche Einzelkoje und habe sogar ein privates Bad. Es ist zwar alles ziemlich eng auf dem Boot, doch das stört mich nicht. Ich bin glücklich, auf See zu sein.
Die erste Etappe von Zaton Mali nach Ston auf der Halbinsel Pelješac dauert bis in die Abendstunden. Zusammen mit ein paar anderen fläze ich mich auf das Netz am Bug, das fortan mein Lieblingsplatz auf dem Katamaran ist. Wir plaudern, trinken Rotwein, atmen den Duft von Pinien und dem offenen Meer. Alles ist gut. Ich könnte stundenlang in dieser Position verharren.
In Ston haben wir wieder Land unter den Füßen – allesamt hungrig. Es ist schon zu dunkel, um die Mauer der Befestigungsanlagen aus dem Mittelalter zu besichtigen. Dafür knurrt uns auch zu sehr der Magen.
Der Captain führt uns in ein Restaurant, wo wir einheimische Spezialitäten probieren dürfen. Ston ist bekannt für seine Muschelzucht, doch als Vegetarierin bevorzuge ich kroatische Gemüse-Spezialitäten.
Baden im offenen Meer
Ich schlafe gut in der ersten Nacht auf dem Katamaran. Wir verbringen sie im Hafen von Ston. Als ich am nächsten Morgen als erste aufstehe, hat Željko bereits die Leinen losgemacht. Vor dem Frühstück sitze ich eine ganze Weile oben an Deck und sauge das kristallklare Meer mit den Augen auf. Bald werde ich in meinen Badeanzug schlüpfen.
In den nächsten Tagen kommt es häufiger vor, dass wir auf See ankern und jenseits der Touristenstrände schwimmen gehen. Ich genieße die Erfrischung im türkisen Wasser und frage mich, wieso sich andere Urlauber mit überfüllten Stränden begnügen.
Aktivitäten und kroatische Küche
Bevor wir nach vier Tagen auf See nach Zaton Mali zurückkehren, besuchen wir die Inseln Mljet, Šipan, Lopud und Koločep. Im Nationalpark Mljet unternehmen wir eine Radtour, bei der ich mir einen platten Reifen einhandele. Auf dem großen See auf der Insel fahre ich zum ersten Mal Kajak. Mehr zu diesem Thema erfahrt Ihr in meinem Artikel Kajak-Touren an Kroatiens Küste.
Abends kehren wir meist bei Mitarbeitern des Reiseveranstalters ein und essen mediterrane, kroatische Hausmannskost. Es ist eine sehr bekömmliche, gemüsereiche Küche, die auch für Vegetarier viel zu bieten hat. Der einzige Nachteil: Diese Mehrgänge-Menüs sind bis auf ein paar Ausnahmen nicht im Reisepreis inklusive und teurer als ein einfaches Gericht wie zum Beispiel ein Risotto in einem Hafen-Restaurant.
Im Jahr 2011 ärgert mich das, heute empfinde ich diese Art der Privatverköstigung als Bereicherung. Nach einer Radtour auf der Insel Šipan wandern wir durch einen Olivenhain zu einem höher gelegenen Bauernhof.
Dort lebt ein herzliches Ehepaar, das uns selbst gemachten Käse, Schinken, Olivenöl, Brot und Hauswein serviert. Der Herr des Hauses malt die Landschaft seiner wunderschönen Heimat, mit deren Schatten wir bei einer Kirchenbesichtigung auf der Insel konfrontiert werden. Auf dem Friedhof liegen mehrere gefallene Soldaten aus dem Kroatien-Krieg begraben – geboren zwischen 1970 und ’72.
Der Sonnenuntergang in Šipanska Luka übertüncht diese schreckliche Zeit mit Kitsch und der für Dalmatien typischen Romantik. Wir baden in der Dämmerung und setzen die Katamaran-Tour nach Lopud fort.
Weil sich Bora ankündigt, flüchten wir nach Koločep und verbringen die Nacht in einer windgeschützten Bucht. Das Boot schaukelt stundenlang, noch am nächsten Tag an Land habe ich ein Schaukeltrauma.
Nachteile einer Katamaran-Tour
Meine kleine Seekrankheit nehme ich inmitten der landschaftlichen Schönheit gerne in Kauf. In den letzten beiden Tagen auf dem Katamaran geben allerdings die Steckdosen in meiner Koje den Geist auf, so dass sich keines meiner elektronischen Geräte mehr aufladen lässt.
Wenn man Privatsphäre braucht, sollte man es sich übrigens zweimal überlegen, ob man einen Katamaran-Törn mit einer Reisegruppe bucht. Man verbringt auf engem Raum sehr viel Zeit miteinander, obwohl man sich gerade erst kennengelernt hat. Vier Tage auf dem Boot reichen in dem Fall aus. Während ich dies schreibe, bekomme ich schon wieder Sehnsucht nach der Adria und wünsche mir, dass dieses Naturparadies auch für kommende Generationen erhalten bleibt. (as)
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