In Kroatien gilt Josipa Lisac als Königin unter den Rockdiven. Seit Ende der 60er Jahre schreibt die 1950 in Zagreb geborene Sängerin Musikgeschichte, in den Anfängen ihrer Karriere als Frontfrau der Band Zlatni Akordi (Goldene Akkorde).
1973 veröffentlichte sie ihr erstes Studioalbum Dnevnik Jedne Ljubave (Tagebuch einer Liebe). Der Titel mag persönlich sein, denn die Platte wurde von ihrem Ehemann Karlo Metikoš produziert.
Bis zu seinem Tod am 10. Dezember 1991 komponierte er zahlreiche Lieder für seine Frau, zum Beispiel die Hits “O Jednoj Mladosti” (Über eine Jugend) oder “Magla” (Nebel). 1975 schrieb er ihr in Kooperation mit Ivica Krajač die Rockoper Gubec-Beg auf den Leib.
Eine jugoslawische Rockdiva
Mit ihrer kräftigen, dunkel gefärbten Stimme und extravaganten Outfits ist Josipa Lisac zur jugoslawischen Rocklegende aufgestiegen, ihr musikalisches Spektrum umfasst allerdings viel mehr: Evergreens wie “Kapetane Moj” (Mein Kapitän), “Sreća” (Glück) und “Oluja” (Sturm) lassen sich ins Chansonfach einordnen und mit “Hoću Samo Tebe” (Ich will nur dich) brachte sie 1983 einen eingängigen Popsong auf den Markt.
Das kirchliche Ave Maria serviert Josipa Lisac in einer hymnenartigen, ausgeflippten Rockversion. Ihre starke, tiefe Stimme drückt genauso gut Jazz, bosnischen Sevdah-Liedern und dalmatinischen Volksliedern einen persönlichen Stempel auf.
Wenn man dem Gesang einmal gelauscht hat, vergisst man ihn nicht mehr so schnell. Die Stimme dieser Diva transportiert eine riesige Ladung Gefühl und slawische Sehnsucht.
Musikalisches Denkmal für Karlo Metikoš
Unter die Haut geht auch das Konzert, das Josipa Lisac am 10. Dezember 1994 zu Ehren ihres Mannes Karlo Metikoš in Zagreb gegeben hat – zu dessen dritten Todestag. Mit großem Orchester und Chor sang sie seine Lieder, die sie berühmt gemacht hatten.
Das komplette Konzert ist bei iTunes als Download erhältlich und kann bei YouTube gestreamt werden. Unbedingt anhören sollte man sich auch die 80er Jahre-Rockballade Gdje Dunav Ljubi Nebo (Wo die Donau den Himmel küsst).
Mit fast 66 Jahren denkt Josipa Lisac übrigens noch lange nicht ans Aufhören. Am 5. Dezember 2015 stand sie im Dom sportova in Zagreb auf der Bühne. Im gleichen Monat gastierte sie an zwei Abenden im schwedischen Göteborg. Die Rockröhre ist eben nicht nur Kroatiens große Stimme, sondern ein Star von internationalem Format. (as)
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