Diese Stimme könnte ich rauf und runter hören, seit ich mir neulich in Zagreb ein Doppelalbum mit den größten Erfolgen von Ivo Robic (1923 – 2000) gekauft habe. Er stammt aus einer Generation, in der qualitativ hochwertige Unterhaltungsmusik mit großen Stimmen noch die Branche dominierte. In der „guten alten Zeit“ landete er damit sogar internationale Hits, die heute längst zu den Evergreens der Musikgeschichte zählen.
Eigentlich wollte der wohl bekannteste kroatische Sänger Musiklehrer werden und studierte für dieses Ziel am Konservatorium in Zagreb Klavier, Saxophon, Flöte, Klarinette und Bassgeige. Als er neben dem Studium für das Tanzorchester von Radio Zagreb sang, bekam er eine riesige Chance: Die jugoslawische Plattenfirma Jugoton entdeckte Ivo Robić und nahm mit ihm 1948 die erste Schallplatte auf. In den folgenden 30 Jahren sollten unter diesem Label noch etwa 100 Scheiben dazukommen!
Ivo Robic feierte Erfolge in Deutschland
Der Künstler mit der samtenen Stimme hatte nicht nur Gold in der Kehle, sondern auch eine ehrgeizige Ehefrau namens Marta. In den 50er Jahren schickte sie Demobänder von ihm an verschiedene Plattenfirmen in Deutschland – zunächst erfolglos.
Nur Polydor biss an, es folgten eine Einladung zu Probeaufnahmen und eine schicksalhafte Begegnung mit dem deutschen Musikproduzenten Bert Kaempfert. Bis heute rankt sich ein Rätsel um Ivo Robic und den gebürtigen Hamburger – die Frage, wer von den beiden den Welthit „Strangers In The Night“ komponiert hat.
Zunächst produzierte Bert Kaempfert mit dem Kroaten das von Peter Moesser komponierte Morgen – in deutscher und englischer Sprache – und so stürmte Ivo Robić 1959 mit diesem Titel die Hitparaden in Deutschland, Großbritannien und den USA. Ich bevorzuge übrigens die kroatische Version „Sutra“!
„Morgen“ sollte nicht der einzige Charterfolg in Deutschland bleiben. 1961 schaffte das Ausnahmetalent mit der Cover-Version von „Save The Last Dance For Me“ einen weiteren Nummer-Eins-Hit: Mit 17 fängt das Leben erst an (ich empfehle auch hier das kroatische „Sedamnaestogodišnjoj“).
Rückzug an die Opatija Riviera
Mit dieser Nummer räumte Ivo Robić einen Silbernen Löwen von Radio Luxemburg ab, doch danach erreichte seine Karriere in Deutschland auch schon ihren Höhepunkt. Mit allen weiteren deutschsprachigen Aufnahmen hatte er in den 60er Jahren nur noch mäßigen Erfolg, so dass er sich Anfang der 70er Jahre wieder auf seine Heimat Kroatien konzentrierte und Platten für den jugoslawischen Markt veröffentlichte.
Mit seiner Liebsten Marta zog er in ein Haus in Ičići bei Opatija, wo heute am Lungomare eine Gedenktafel an den Schlagerstar und Chansonnier erinnert. Am 9. März 2000 starb er mit 77 Jahren an den Folgen einer Gallen-OP in Rijeka, seine letzte Ruhestätte fand er allerdings auf dem berühmten Friedhof Mirogoj in Zagreb. Von Zagreb handelt auch das folgende Loblied „Tebi grade moj“ (Dir, meine Stadt):
Titelbild: YouTube-Screenshot
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