Die jahrhundertelange Fremdherrschaft anderer Völker über Kroatien zeigt sich noch heute in der Landessprache. Neben einer Vielzahl von türkischen Entlehnungen durch die Osmanen oder von Germanismen der Habsburger Monarchie gibt es auch unzählige italienische Lehnwörter im Kroatischen.
Warum das so ist, beweist ein kurzer Blick in die Geschichte: Um die erste Jahrtausendwende war der Staat Kroatien seit der Krönung von König Tomislav I. (gestorben 928 n. Chr.) zum ersten und einzigen Mal vor 1991 unabhängig. Unter dem Regenten Petar Krešimir IV. erlebte das Land zwischen 1058 und 1074 seine Blütezeit, doch als die Dynastie 1091 starb, fiel Kroatien zunächst an Ungarn.
Der Einfluss Venedigs
Zu dieser Zeit kristallisierte sich bereits eine andere Macht im Mittelmeerraum heraus: Venedig. Mit der Entdeckung der Salzgewinnung aus dem Meer wurde die Ostadria für die Venezier zunehmend attraktiver und auch der Handel mit Olivenöl und Wein aus dem dalmatinischen Hinterland schürte ihr Interesse.
Vereinfacht erklärt: Im Mittelalter wurde Kroatien zum Spielball ausländischer Eroberer. Im 14. Jahrhundert starteten die Osmanen ihre Balkan-Feldzüge, während Dalmatien zwischen Ungarn, Venedig und weiteren italienischen Interessen hin und her geschubst wurde. Diese historischen Entwicklungen, die man detaillierter im Dalmatien-Reiseführer von Matthias Koeffler nachlesen kann, führten schließlich zu sprachlichen Entlehnungen.
Italienische Lehnwörter im Kroatischen: Beispiele
Wie Vanja Janjanin und Ines Jurlina 2008 in einer Studienarbeit über Italianismen im Kroatischen an der Universität Graz verdeutlicht haben, findet man die meisten Lehnwörter aus Italien in den Bereichen Musik, Kunst, Kultur, Essen und Bankwesen.
Der sprachliche Einfluss Italiens sei allerdings nicht nur durch den Kontakt mit den Veneziern zustande gekommen: Auch die Habsburger hätten im 19. Jahrhundert fleißig Italianismen verbreitet. Hier folgen nun einige Beispiele für italienische Lehnwörter im Kroatischen:
balet – Ballett
finale – Finale
granata – Granate
korzo – Zentrum (Haupt-Flaniermeile in Rijeka)
madrac – Matratze
marina – Marine, Marina
salata – Salat
sirup – Sirup
tinta – Tinte
parmezan – Parmesan
kaput – Mantel
galerija – Galerie
fontana – Brunnen
violina – Violine
limun – Zitrone
raketa – Rakete
salveta – Serviette
skica – Skizze
pjaca – Piazza, Platz
vesta – Weste
kornet – Waffel
bubamara – Marienkäfer
špageti – Spaghetti
palenta – Polenta
rižoto – Risotto
žiro – Giro
Was den täglichen Sprachgebrauch in Dalmatien und Istrien betrifft, könnte diese Vokabelliste nahezu endlos fortgesetzt werden. Für viele kroatische Begriffe existieren nämlich italienische Lehnwörter als Synonyme. Ihr seid herzlich eingeladen, weitere Italianismen im Kommentarfeld zu ergänzen! (as)
Weiterführende Literatur: Jukka Hyrkkänen, Der lexikalische Einfluß des Italienischen auf das Kroatische des 16. Jahrhunderts.
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