Ilok ist zwar nur ein kleiner Ort, hat aber für den Weinanbau in Kroatien eine recht große Bedeutung. Dass ich der östlichsten Gemeinde des Landes einen Besuch abstatte, ist purer Zufall. Meine Gastgeber aus Osijek haben mir angeboten, mich einem Ausflug mit einer australischen Reisegruppe anzuschließen. Die Herrschaften machen mit dem Guide Ivan eine mega-oberflächliche Stippvisite und werden dann sofort weiter ins serbische Novi Sad chauffiert. Ich bleibe und schaue mich um.
Grenzort zu Serbien
Die Grenze zu Serbien ist nah. Vom Iloker Schloss blickt man ins Tal auf die Donau, die mit kräftig grünen Armen durch Laubwald meandert und die beiden Staaten trennt. Diese Nähe hat Spuren aus dem kroatischen Unabhängigkeitskrieg hinterlassen: Wie in vielen anderen Ortschaften in Slawonien stechen mir Einschusslöcher in Hausfassaden ins Auge.
Heute wird in Ilok die Weinlese gefeiert. Ein Erntefest habe ich um einen Tag verpasst, ein Ausschank-Zelt zeugt noch von Geselligkeit und Volksfeststimmung. Zu meiner persönlichen Weinverkostung gehe ich später ins Weinhotel Stari Podrum. Als erstes erkunde ich ein bisschen den Flecken, wo im Jahr 2011 knapp 7.000 Menschen lebten. 1991, vor dem Ausbruch des Krieges, waren es noch rund 9.700.
Sehenswürdigkeiten in Ilok
Meine Entdeckungstour beginnt mit den Australiern am Schloss. Es gehörte einst der Fürstenfamilie Odeschalchi und liegt hoch über der Donau. Seit 2012 kann man es nach einer umfangreichen Renovierung wieder besichtigen, doch dafür habe ich leider keine Zeit. So begnüge ich mich mit den frisch aufgemotzten Außengemäuern und schlendere weiter über den Rasen zur Mauer einer Ruine.
An dieser Stelle stand einmal ein Turm, den die türkischen Eroberer zu einem Bad funktioniert haben. Nicht die einzigen Spuren der Osmanen: Neben dem Schloss haben sie ein Mausoleum errichtet.
Wie in zahlreichen anderen Orten in Kroatien gibt es auch in Ilok ein Franziskanerkloster. Zu dem Komplex zählt die neugotische Kirche, die nach Plänen des deutschen Architekten Hermann Bollé (1854 – 1926) gebaut wurde. Innen wirkt sie frisch restauriert. Besonders auffällig sind die Blumen-Malereien an den Wänden und in der Kuppel. Bei diesen floralen Mustern handelt es sich um Werke polnischer Künstler! Auf dem Kirchenvorplatz befindet sich ein Kriegerdenkmal aus dem Jahr 1944: für gefallene Partisanen im Zweiten Weltkrieg.
Kurzer geschichtlicher Überblick
Durch einen Park spaziere ich im Schatten von Bäumen und dicken Festungsmauern zum Weinlokal. Schon die Kelten und die alten Römer wussten die Region um Ilok als Weinanbau-Gebiet zu schätzen. Erstmalig erwähnt wurde der Ort im Jahr 1267. Ein Jahrhundert später eroberte ihn Fürst Kont, der sein Fürstengeschlecht Iločki nannte.
Nikola von Iločki (1410 – 1477) wurde sogar Ban von Kroatien, König von Bosnien und ließ als erster Münzen mit dem kroatischen Schachbrettmuster prägen. Somit könnte man Ilok auch als Wiege der Landesflagge Šahovnica bezeichnen. Das ist aber reine Spekulation!
Fakt ist, dass 1899 in dem Ort die Königliche Winzerschule gegründet wurde. Von ihr übrig geblieben ist bis heute das Unternehmen Iločki podrumi, das unter anderem das Weinrestaurant „Stari Podrum“ betreibt. Auf dessen Terrasse lasse ich meinen Ilok-Aufenthalt bei einem leckeren Mittagessen und einem Glas Traminer ausklingen. (as)
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