Dalmatinisches Kroatisch und seine Eigenarten

Dalmatinisches Kroatisch

Obwohl Kroatien mit rund vier Millionen Einwohnern und circa 56.500 Quadratkilometern Fläche ein vergleichsweise kleines Land ist, gibt es unzählige lokale Dialekte. Mein kroatischer Kumpel Željko aus Zagreb sagt beispielsweise, dass er bestimmte Begriffe aus Dalmatien nicht kenne. Um dalmatinisches Kroatisch soll es in diesem Artikel gehen. Wenn Dich Dein Herz an die Adria zieht, werden dir seine Eigenarten im Urlaub in Kroatien immer wieder zu Ohren kommen. Nicht nur beim Lauschen der Gespräche unter Einheimischen, sondern auch in Liedern aus Dalmatien.

Drei Hauptdialekte im Kroatischen

Als Erstes solltest Du wissen, dass die kroatische Sprache in drei Hauptdialekte aufgeteilt wird:

Štokavisch – lässt sich auch als „Hochkroatisch“ bezeichnen, die Sprache, die man sich als Nicht-Muttersprachler aneignet. Sie wird vor allem im Osten von Kroatien gesprochen.

Kajkavisch – üblich im nördlichen und nordwestlichen Kroatien wie etwa im Großraum Zagreb.

Čakavisch – Sprache an der Küste, auf den Inseln und in der Region Lika.

Die Bezeichnungen dieser Dialekte basieren auf dem Fragewort „Was?“ (kroatisch: što, kaj, ča). In Dalmatien lautet es also ča.

Dalmatinisches Kroatisch in einem Liedtext

Außerdem bedient sich dalmatinisches Kroatisch zahlreicher Lehnwörter aus dem Italienischen. Das hat historische Gründe, etwa der Einfluss der Eroberer aus der Republik Venedig. Wenn Du aufmerksam auf Liedtexte von dalmatinischen musikalischen Urgesteinen wie Oliver Dragojević oder Goran Karan hörst, wird Dir gehäuft der Vokal i auffallen. Bevor wir aber zu einem konkreten Beispiel kommen, hier ein paar čakavische Vokabeln:

pisma (štokavisch: pjesma) – Lied
riči (štokavisch: riječi) – Worte
Hvala lipa (štokavisch: Hvala lijepa) – Dankeschön
svit (štokavisch: svijet) – Welt
vrime (štokavisch: vrijeme) – Zeit
sritan (štokavisch: sretan) – glücklich

Im vorigen Blogartikel habe ich Dich in den Genuss des Liedes „Da te mogu pismom zvati“ (zu Deutsch: Wenn ich dich mit einem Lied rufen könnte) von Klapa Maslina gebracht. Die Gesangsgruppe aus Šibenik verwendet dalmatinisches Kroatisch. Schauen wir uns nun den Text des Refrains an:

Da te mogu pismom (štokavisch: pjesmom) zvati
ja bi piva (štokavisch: pjeva) život cili (štokavisch: cijeli)
da se barem opet vrati
vrime (štokavisch: vrijeme) kad smo sritni (štokavisch: sretni) bili

Das Ganze noch mal ins Deutsche übersetzt:

Wenn ich dich mit einem Lied rufen könnte,
würde ich das ganze Leben singen
Wenn nur die Zeit zurückkäme,
als wir glücklich waren

Falls Ihr gerade ganz viel Zeit zu Hause habt, könnt Ihr sie nun effektiv mit dem Lernen von kroatischen Vokabeln nutzen. Es kommen auch bestimmt wieder schöne Momente in Kroatien! (as)

Autor

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Annika Senger
Annika Senger ist Gründerin und Chefredakteurin des Reise- und Kulturportals Kroatien-Liebe. Die passionierte Bloggerin und Reisevermittlerin interessiert sich für Reisen, Musik, Literatur, Sprachen, Kochen und Fotografie.
Adresse: Berlin, Deutschland

Kommentare

18. März 2020
Liebe Anika Senger, sehr erfreulich, dass Sie sich kroatischer Dialekte annehmen! Eine kleine Ergänzung - die einzelnen Dialekte werden auch nach regionaler Besonderheit der Aussprache „ijekavica“ (mlijeko), „ikavica“ (milko) und „ekavica“ (mleko) unterteilt. In Dalmatien ist deshalb „pisma“ statt „pjesma“ oder „ cvit“ statt „cvijet“ zu hören. Eine Art „ekavica“ kommt im Kajkavischen vor, aber eigentlich für das Serbische bezeichnend ist. Allerdings sollten die phonetischen Besonderheiten beachtet werden: Das „e“ wird im Kajkavischen geschlossen und kurz steigend/kurz fallend und im Serbischen offen und lang steigend /kurz fallend ausgesprochen. Die korrekte Aussprache der Vokale „e” und „I“ ist daher unerlässlich, um die Bedeutung des Wortes richtig einzuordnen. Es ist noch interessant zu wissen, dass innerhalb dieser drei regionalen Dialekte noch etliche Mundarten zu verzeichnen sind - fast jede Stadt und jedes Dorf spricht sozusagen seine eigene „Mundart“ in der Mundart. Aber das wissen und kennen Sie bestimmt auch schon! Viele Grüße und weiterhin viel Erfolg mit „Kroatien Liebe“ Vesna Matko-Ebinal
Annika Senger
18. März 2020
Liebe Frau Matko-Ebinal, ich danke Ihnen für Ihre ausführliche Ergänzung. Soweit ich mich erinnere, habe ich mich mit einigen dieser Aspekte bereits in anderen Artikeln zum Thema Sprache auseinandergesetzt. Wenn Muttersprachler wie Sie Stellung nehmen, ist das natürlich das i-Tüpfelchen für die Leser. Viele Grüße, Annika Senger

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