(Werbung) Die Coronakrise lässt uns als Menschheits-Kollektiv begreifen, dass wir momentan auf unserem Mutterplaneten Erde alle in einem Boot sitzen. Aufgrund der aufgehobenen Reisefreiheit erleidet vor allem die Tourismusbranche herbe Verluste. Auch die Reisevermittlung auf Kroatien-Liebe ist von Stornierungen betroffen. Anfangs begegnete ich Corona mit Wut, dann mit Angst vor Freiheitsberaubung und Existenzverlust.
Nachdem ich mich in der ersten Woche der zweiten März-Hälfte still und allein in Wälder und an Seen zurückgezogen habe, begreife ich inzwischen, dass die Natur den Coronavirus dringend gebraucht hat.
Plitvicer Seen erholen sich dank Corona
Die nie dagewesene Ausnahmesituation hält Flugzeuge am Boden, hindert Kreuzfahrtschiffe am Auslaufen in die Meere und beseitigt rund um den Globus den Massentourismus. Landschaftsparadiese wie die Plitvicer Seen können sich dank Corona endlich von der ständigen Überfüllung erholen. Seit 2015 sind die Besucherzahlen des UNESCO-Weltnaturerbes von 1,3 auf zwei Millionen pro Jahr geklettert. Illegale Sickergruben anstelle eines geschlossenen Kanalisationssystems bedrohen die 16 türkis schimmernden Seen mit Fäkalien.
Den Einwohnern von Hvar auf der gleichnamigen Insel bleiben betrunkene Party-Touristen hoffentlich bis auf Weiteres erspart. Ob Ende Mai das Party-Spektakel Spring Break Season in Novalja auf Pag stattfindet, steht ebenfalls in den Sternen.
Tourismus-Wachstum in Kroatien auf Kosten der Umwelt
Vor Corona fühlte ich mich machtlos. Der Missbrauch der einzigartigen Natur in Kroatien durch den wachsenden Tourismus stimmte mich oft traurig. Und was noch schlimmer ist: Ein bisschen war ich als Reisevermittlerin in diese Machenschaften verstrickt! Ich reagierte mit Streichungen von Ausflügen wie Bustouren zu den Plitvicer Seen und konzentrierte mich mehr auf Wanderungen, Rad- und Kajaktouren für aktive Naturfreunde.
Während mein Ego Anfang 2016 noch von der Kroatischen Zentrale für Tourismus als neuer Player anerkannt werden wollte, sah ich deren Betonung von Tourismuszahlen ohne Rücksicht auf die Umwelt in den Folgejahren zunehmend kritischer. Im Jahr 2019 verzeichnete Kroatien rund 20 Millionen Touristen. 2018 besuchten 19,7 Millionen Menschen das Land – 6,5 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Nach Angaben des kroatischen Ministeriums für Tourismus wurden vor zwei Jahren über 106 Millionen Übernachtungen registriert, was vier Prozent Wachstum gegenüber 2017 entspricht.
Delfine statt Overtourism in Dubrovnik
Falls die Coronakrise die kommenden Monate andauert, ist es vorbei mit diesem Aufwärtstrend und ein wirtschaftlicher Crash für den Tourismussektor unausweichlich. Selbstständige wie Marko Novak, der in Dubrovnik deutschsprachige Stadtführungen für kleine, private Gruppen veranstaltet, sind ab sofort auf staatliche Hilfe angewiesen.
Gestern haben wir telefoniert und trotz der finanziellen und freiheitlichen Einschnitte in unser Leben Positives an Corona erkannt: Wie in Venedig seien Delfine in die Nähe des Kreuzfahrt-Hafens zurückgekehrt, erzählt mir Marko.
In Zeiten des Overtourisms undenkbar, in der Ära des Coronavirus holen sich die Meeressäuger ihren natürlichen Lebensraum zurück. Seit 2019 durften „nur“ noch zwei Kreuzfahrt-Riesen mit nicht mehr als 5.000 Passagieren pro Tag in Dubrovnik anlegen, ab 2021 sollen Land-Ausflügler für das Betreten der historischen Altstadt Eintritt zahlen.
Diese Maßnahmen sind jedoch eher als Tropfen auf den heißen Stein zu deuten. 2018 listete der US-amerikanische Sender CNN die „Perle der Adria“ sogar unter den zwölf Reisezielen auf, um die man besser einen Bogen machen sollte. Marko betont ebenfalls: „Dieses Disneyland muss aufhören!“
Ich antworte ihm: „Keine Ahnung, ob wir nach dieser Krise noch vom Tourismus leben werden, vielleicht anders als vorher. Auf jeden Fall leben wir weiter, das Leben sucht sich immer einen Weg.“
Und weil ich fest daran glaube, akzeptiere ich, dass mir Corona wahrscheinlich Ende April die geplante Reise nach Kroatien (mit der Bahn, wohl gemerkt!) verwehren wird. Im Nationalpark Risnjak wollte ich beim Wandern tief durchatmen. Nun bin ich froh, dass die Natur nach Profitgier und fahrlässiger Gleichgültigkeit selbst Gelegenheit dazu bekommen hat. (as)
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