Mein vorweihnachtliches Ritual geht in die nächste Runde! Da ich kein Jahr ohne Kroatien ausklingen lasse, feiere ich auch Advent in Zagreb 2019. Nachdem ich vor zwölf Monaten ziemlich viel an dem Weihnachtsmarkt kritisiert habe, gibt es jetzt ein paar Verbesserungen. Die zahlreichen Sponsoren platzieren zum Beispiel immer noch fleißig Werbung, tun dies aber wesentlich dezenter als 2018.
Zum ersten Mal steht das Advents-Spektakel in der kroatischen Hauptstadt unter einem Motto. Es lautet „Der Nussknacker“, inspiriert von dem gleichnamigen Ballett von Tschaikowsky. An allen Stationen des Weihnachtsmarktes, der wie jedes Jahr über das Zentrum von Zagreb verteilt ist, begegnen den Besuchern bunte Nussknacker. Sei es als Christbaum-Dekoration oder als lebensgroße Standfiguren aus Holz.
Run auf die Eisbahn zum Advent in Zagreb 2019
Die bei Groß und Klein unheimlich beliebte Eisbahn zwischen dem Kunstpavillon und der Reiter-Statue von König Tomislav wird am 30. November um 18 Uhr sogar mit einer Szene aus dem Nussknacker-Ballett eröffnet. Im Anschluss darf das Volk die rutschige Fläche stürmen. Vor dem Kassenhäuschen bilden sich tatsächlich so lange Schlangen, dass ich den anderen liebend gerne den Vortritt lasse.
Macht nichts, weil ich am 4. Dezember nach meinem Weihnachtsmarkt-Marathon an der Adria eh noch einmal zurück nach Zagreb fahre. Die Massen vom Eröffnungs-Abend haben sich zwar aus der Stadt verzogen, das gilt jedoch nicht für die Eisbahn. Unzählige einheimische Jugendliche und Familien mit Kindern sind ganz erpicht darauf, sich auf Schlittschuhen auszutoben.
Diesmal schließe ich mich ihnen an – für 40 Kuna inklusive der Leihgebühr für Schlittschuhe. Wegen des phänomenalen Andrangs am Abend, wenn der Kunstpavillon grell gelb leuchtet und Scheinwerfer in wechselnden Farben übers Eis fegen, wird eine rasante Rutschpartie zu einer Unmöglichkeit. Viele, die es versuchen, fallen um mich herum auf die Fresse. Zweimal bin ich auch kurz davor, als übermütige Jungs auf mich drauf krachen. Anscheinend haben wir alle reaktionsstarke Schutzengel. Die Jungs danken mir, dass ich sie vor dem Fall bewahrt habe, ich danke den Schutzengeln. Freiere Fahrt hat man auf der Zagreber Eisbahn wohl nur bei Helligkeit.
Eine Alternative bietet die kleine Eisfläche im Hof der Galerija Klovićevi Dvori, falls man zum ersten Mal auf Kufen steht. Neben der Kunstgalerie laden eine Bühne und jede Menge Buden mit alkoholischen Getränken zum Partymachen ein. Der Platz gegenüber der Kathedrale ist und bleibt auch einfach Zagrebs schönster Selfie-Spot. Demnächst werde ich es Euch in meinem Weihnachtsmarkt-Film beweisen.
Advent in Zagreb 2019: Romantik in Gornji Grad
Die Treppe nach unten führt ins Café de Matoš – the same procedure as every year, obwohl noch gar nicht Silvester ist. Der Name der Flaniermeile ist eine Anspielung auf den kroatischen Schriftsteller Antun Gustav Matoš, der als silbrige Statue auf einer Bank an der Strossmayer Promenade sitzt. Frauen finden den eiskalten Kerl unglaublich attraktiv. Sie fläzen sich neben ihn, umarmen ihn und lassen sich neben ihm ablichten. Ich bilde keine Ausnahme! 😉
Dass Herr Matoš der Damenwelt Gefühle entlockt, wissen wohl auch die Macher des Weihnachtsmarktes. Für Advent in Zagreb 2019 haben sie also wieder die altbekannten Schilder hervorgekramt: mit Aufschriften wie „Je t’aime“, „I love you“ und „Me & You“. Bei einigen kroatischen Sprüchen handelt es sich um Zitate aus dem Zagreber Kultfilm Tko pjeva, zlo ne misli.
Der romantische Spaziergang lässt sich auf dem höher gelegenen Teil der Strossmayer Promenade hinter der Standseilbahn und dem Lotrščak-Turm fortsetzen. Dort entdecke ich die weltbeste Bude für Fritules. Das typisch kroatische Adventsgebäck wird ganz frisch frittiert, was auf dem Weihnachtsmarkt keine Selbstverständlichkeit ist. Der besondere Clou: Man darf sich an unterschiedlichen Toppings wie Kokosflocken, Mandeln oder gemahlenen Keksen frei bedienen.
Wer ungeliebte Weihnachtsgeschenke bekommt, hat nun die Möglichkeit, sich ihrer an einer Mauer an der Strossmayer Promenade zu entledigen. Eine witzige Neuerung, mit der Advent in Zagreb 2019 aufwartet! Ist aber wohl eher an den Tagen nach Weihnachten relevant.
Nussknacker im Tunnel Grič
Ich empfehle Dir, den Weg bis zur Mesnička Ulica zu gehen. Der weihnachtlich geschmückte Grič-Tunnel hat dieses Mal nur einen Eingang und der befindet sich am westlichen Ende der Strossmayer Promenade. Zwar ist der ehemalige Weltkriegsbunker nicht komplett geschmückt, allerdings spiegelt der herausgeputzte Teil ebenfalls das Motto „Der Nussknacker“ wider. Raus aus dem Tunnel kommst Du an der Radićeva. Solltest Du an der Stelle versuchen, ihn zu entern, wird Dich Sicherheitspersonal daran hindern und Dich geradewegs zur Mesnička schicken!
Und die Lichter gehen an am Zrinjevac
Neben dem Treiben in Gornji Grad ist der Zrinjevac mein Lieblingsort auf dem Weihnachtsmarkt in Zagreb. Am 30. November gegen 19:30 Uhr erlebe ich mit, wie an den Bäumen im Park die Lichter angeschaltet werden. Ein absolutes Happening, zu dem sich Menschenmassen rund um den Pavillon versammelt haben! Eine Swing-Band schmettert wie jedes Jahr zu diesem Ereignis den Weihnachtskracher Sretan Božić svakome (Merry Christmas Everyone). Dann läutet eine Mitarbeiterin des Zagreber Tourismusverbands den Countdown ein und die Menge jubelt, als die Lichter endlich funkeln.
Ein paar Tage später trinke ich auf dem Zrinjevac mega-leckeren Glühwein aus Ilok. Er kostet eine Kuna mehr als an den anderen Buden und das sollte Euch die Sache wert sein. Auf keinem anderen Weihnachtsmarkt habe ich mir je mit so gutem Glühwein die Kehle aufgewärmt!
Veganes Organic Food und Wegwerfbecher
Was das kulinarische Angebot betrifft, hat Advent in Zagreb 2019 einen kleinen Quantensprung gemacht. Auf der Vergnügungsmeile Fuliranje rund um die Strossmayerova Galerija servieren mehrere Anbieter vegane Gerichte, unter anderem gibt es Organic Food von der Insel Brač. Wer lieber die für Zagreb typischen Würstchen mit Sauerkraut essen will, wird natürlich auf allen Adventsmärkten der Stadt fündig. Beides lässt sich auch gar nicht überriechen!
Beim Essen und Trinken auf dem Weihnachtsmarkt stört mich eine Sache gewaltig. Der Glühwein wird überall in Wegwerfbechern aus Plastik, Pappe und Styropor ausgeschenkt. Pfandtassen, die sich in Deutschland und Österreich bereits seit Jahren etabliert haben, sucht man in Zagreb vergeblich. Pfandbecher wären nicht nur ein Minus an Müll – sie würden auch zusätzliche Arbeitsplätze für Spülkräfte schaffen. Dafür zahle ich gerne mehr für meinen Wein.
Kroatien darf sich in Zukunft also ein Beispiel an seinen nördlichen Nachbarn nehmen. Wegwerfbecher sind leider auf anderen Weihnachtsmärkten des Landes genauso gang und gäbe. Was mich stattdessen über alle Maßen fasziniert, ist die fantasievolle Weihnachtsbeleuchtung, die viel farbenfroher und strahlender daherkommt als in Deutschland. Advent in Zagreb 2019 punktet damit, doch inzwischen gibt es Orte, die der Hauptstadt mit ihren Illuminationen Konkurrenz machen. Demnächst folgen Berichte über die Weihnachtsmärkte in Split, Zadar und Opatija! (as)
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