Wie wird eigentlich Advent in Kroatien gefeiert? Die Antwort ist, dass die Adventszeit dort noch viel bunter und üppiger sein kann als in Mitteleuropa.
In der ersten Januarhälfte in Zagreb zierten noch farbenfrohe Weihnachtsdekorationen die kroatische Hauptstadt: nicht nur Lichterketten über den Straßen, sondern auch Licht-Skulpturen.
Während einer abendlichen Autofahrt nach Samobor bemerkte ich, dass sogar Straßenkreisel außerhalb von Ortschaften mit fantasievollen Licht-Installationen geschmückt waren. In der Dunkelheit kam ich mir vor wie bei einem Ausflug ins Märchenland!
Advent in Jugoslawien verpönt
Der Grund, weshalb Kroaten heutzutage so viel Wert auf opulenten Adventsschmuck legen, mag in der Vergangenheit begründet sein: Advent in Kroatien ist keine Selbstverständlichkeit, denn im sozialistischen Jugoslawien waren vorweihnachtliche Feierlichkeiten ebenso verpönt wie Adventsdekoration.
Wer Adventsmusik hören wollte, musste sich entsprechende Tonträger auf dem Schwarzmarkt besorgen und so lebten die christlichen Traditionen munter hinter verschlossenen Türen weiter. Kein Wunder also, dass Kroatien die Adventszeit mittlerweile so öffentlich zelebriert!
Advent in Kroatien: prächtige Adventsmärkte
Zum Beispiel auf den immer populärer werdenden Adventsmärkten: Der wohl bekannteste findet bis zum 8. Januar 2017 in Zagreb statt. Anfang des Jahres hatte ich schon Gelegenheit, mir in der Innenstadt die Überbleibsel anzusehen – heimelige Holzbuden, an denen Glühwein, Lebkuchen, süße und herzhafte Palačinke, Knabbereien wie gebrannte Mandeln oder kroatische Handwerkskunst verkauft wurden.
Über den Straßen leuchteten dicke rote Lichterherzen und man scheute sich auch nicht, mitten im Zentrum Lichterketten in den Nationalfarben Rot, Weiß und Blau erstrahlen zu lassen.
Wenn ich im Dezember zurück nach Zagreb fliege, wird der Advent in Kroatien voll im Gange sein, so dass ich mehr erleben werde als nur die Reste des Weihnachtsmarktes, der 2016 als der schönste in Europa ausgezeichnet worden ist.
Sämtliche Schaufenster auf den Flaniermeilen der Stadt werden weihnachtlich geschmückt sein. Am Ban-Jelačić-Platz gibt es beispielsweise eine große Bühne, wo Musik, Kunst, Schauspiel, Tanz und Zaubertricks geboten werden.
Auf zahlreichen Balkons der altehrwürdigen Gebäude im Zentrum erklingen klassische Konzerte und wer mag, kann sich auf eine Stadtrundfahrt mit der Weihnachtsstraßenbahn begeben.
Um mir ein bisschen Expertenwissen über die Advents- und Weihnachtsbräuche in Zagreb anzueignen, habe ich mich mit Secret Zagreb bereits zu einer Advents-Stadtführung verabredet. Vielleicht bleibt ja anschließend noch Zeit, hinter der Reiterstatue auf dem Tomislav-Platz ein paar Runden Schlittschuh zu laufen.
Der kroatische Lebkuchen Medenjak
Auf jeden Fall gibt es auf kroatischen Adventsmärkten auch Lebkuchen: In Kroatien heißt dieses traditionsreiche Gebäck Medenjak, was so viel wie Honigkuchen bedeutet (Honig auf Kroatisch: med).
In früheren Zeiten haben kroatische Familien den aromatischen Medenjak nicht vor Heiligabend auf den Tisch gebracht. Diese alte Tradition wird heute nicht mehr so streng genommen – erst recht nicht, seit Kroatien Adventsmärkte für sich entdeckt hat. Dort locken unzählige Buden mit duftenden Lebkuchen!
Sattes Grün für dunkle Tage: Weihnachtsweizen
Advent in Kroatien fällt zwar vor allem an der Adriaküste weniger grau und kalt aus als in weiter nördlichen Gefilden, trotzdem freut man sich im dunkelsten Monat des Jahres ebenso über kräftiges Grün.
Am Namenstag der heiligen Lucija (13. Dezember) sät man in vielen kroatischen Häusern in einer Schale Weizen, der möglichst bis Weihnachten aus der Erde sprießen soll. Klappt es mit dem Weihnachtsweizen, gilt er als Symbol der Fruchtbarkeit und als Vorbote für ein gutes Erntejahr.
In manchen Regionen des Landes wird der Weihnachtsweizen bereits am 4. Dezember, dem Tag der heiligen Barbara, ausgesät, so dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass der grüne Blickfang an Heiligabend die Herzen der Familie höher schlagen lässt.
Besonders patriotische Kroaten neigen übrigens dazu, den Lucija-Weizen mit Mini-Nationalflaggen zu verzieren. Somit kann Advent in Kroatien – je nach persönlicher Gesinnung – auch als Zeit der Heimatliebe betrachtet werden!
Von Nikolaus bis Djed Božičnjak
Was die Nikolaus- und Weihnachtsgeschenke für Kinder betrifft, sind in Kroatien gleich mehrere mystische Gestalten für die Verteilung zuständig. Besonders im Nordwesten erfreut der weißbärtige Nikolaus am 6. Dezember brave Kinder mit kleinen Geschenken, Äpfeln, Nüssen und Lebkuchen. Unartige Kinder bekommen stattdessen Besuch von seinem diabolischen Gehilfen Krampus, der ihnen eine Rute aufs Kopfkissen legt und damit auch in Österreich Tradition hat.
An der Küste von Dalmatien beglückt die heilige Lucija die lieben Kleinen mit Präsenten. Ist der Advent in Kroatien vorbei und Weihnachten steht vor der Tür, kommt Djed Božičnjak zum Einsatz – der Weihnachtsmann, der seit den 90er Jahren Weihnachtsgeschenke verteilt.
Junge Männer, die bei ihrer Herzdame landen wollen, pflegen außerdem in der Adventszeit das Ritual, der Angebeteten einen verzierten Apfel namens Božičnica zu schenken.
Na, da darf ich ja gespannt sein, was mir der Advent in Kroatien so alles beschert! Nach meiner Ankunft werde ich erst einmal die kunterbunte Weihnachtsgeschichte bei Familie Salaj in Grabovnica besichtigen. Deren Lichtkunstwerke wirken so überladen kitschig, dass sie schon wieder schön sind und wahrscheinlich sogar einen Weihnachtsmuffel wie mich in Festtagsfreude versetzen werden! (as)
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