Schon als kleines Mädchen habe ich mir die Winnetou-Filme wegen der spektakulären Landschaftsaufnahmen angeschaut. In den Sommerferien ging es dann aber nur zu den Karl-May-Festspielen nach Bad Segeberg. Zum Glück bin ich jetzt erwachsen und kann mich ohne Mama und Papa ins Abenteuer Jeep Safari im Velebit stürzen.
Eine wahrhaft beliebte Tour im Ausflugsprogramm von Kroatien-Liebe! Von Gästen habe ich nur Positives darüber gehört, doch richtig überzeugt bin ich erst, wenn ich mein Angebot selbst getestet habe. Oder auch nicht, wie mir mal im Sommer eine Bustour zu den Krka Wasserfällen bewiesen hat!
Jeep Safari im Velebit: Start an der Maslenica-Brücke
Am 26. September 2017 bietet sich endlich die Gelegenheit, die Jeep Safari im Velebit mitzumachen. Ich bekomme eine private Tour, weil sich an dem Tag keine anderen Teilnehmer gefunden haben. Am Vortag hat es in Zadar und Umgebung noch in Strömen geregnet und auch vorher war die Wetterlage alles andere als stabil. Außerdem neigt sich die Saison schon wieder dem Ende!
Kaum bin ich in Kroatien, hört der Himmel auf zu weinen. Bei strahlend blauem Himmel erreiche ich den Parkplatz an der alten Maslenica-Brücke an der Küstenstraße bei Jasenice. Dort empfängt mich Damijan in seinem Geländewagen, mit dem wir Richtung Starigrad-Grad Paklenica fahren und dann einige Kilometer vorher auf einen schmalen Schotterweg ins Gebirge abbiegen.
Auf vier Rädern über Stock und Stein
Erst einmal geht es eine ganze Weile nur aufwärts über Stock und Stein. Bei dieser Jeep Safari im Velebit werde ich ordentlich durchgerüttelt. Damijan erzählt mir, dass der Weg normalerweise nicht so uneben sei. Die Überschwemmungen vom 11. September haben im Gelände ein paar Spuren hinterlassen, allerdings prescht der Wagen sicher über jedes Hindernis.
Glücklicherweise hält mein Magen allem stand. Es muss schon eine ganze Menge passieren, bis ich mal seekrank werde! Nach einigen Kilometern macht Damijan den ersten Stopp und ich genieße die traumhafte Aussicht aufs Meer. Hier oben bei den Felsen weht ein frischer Wind. Unten im Tal konnte ich noch ohne Jacke im T-Shirt nach draußen gehen, jetzt muss ich sie überziehen. Damijan meint, es sei eine leichte Bura.
Dicke Wolken an den höchsten Gipfeln im Velebit
Weiter oben an den höchsten Gipfeln stauen sich dicke Wolken. Sie bleiben am Gestein hängen und haben keine Chance, bis zur Küste weiterzuziehen – auch nicht an all den anderen Tagen meiner Reise.
Bis wir eine Weide mit halbwilden Pferden erreichen, hält Damijan ein paar Mal an, damit ich die gewaltigen Felsformationen fotografieren kann. Es ist schwer, bei so vielen tollen Motiven im Velebit die Kamera zum Stillstand zu bringen!
Halbwilde zahme Pferde im Gebirge
Als wir bei den Pferden ankommen, werde ich gleich von der ganzen Horde belagert. Sie sind zahm und verlangen nach Streicheleinheiten. Besonders ein rotbraunes scheint mich zu mögen. Es folgt mir und schmiegt sich mit dem Kopf an mich. Mir ist zwar schon klar, dass Tiere mich sympathisch finden, doch in dieser Wildnis hätte ich erwartet, dass die Pferde die Flucht ergreifen. Eine wirklich herzerwärmende Überraschung!
Eine halbe Stunde Wandern bis Libinje
Als nächstes darf ich ein halbes Stündchen wandern. Damijan setzt die Fahrt ins Bergdorf Libinje ohne mich fort und ich brauche einfach nur zu Fuß dem Schotterweg zu folgen. Es besteht also keine Gefahr, dass ich mich verlaufe!
Ich lasse mir einfach den Wind um die Nase wehen und freue mich über die mächtige Natur. Zum Beispiel spaziere ich an einer sattgrünen Weide vorbei, wo Kühe grasen. Sie gehören der Bauernfamilie aus Libinje, die bei der Jeep-Safari im Velebit das Mittagessen serviert. Weil ich die einzige Teilnehmerin bin, wird die Einkehr zur Snackpause mit hausgemachtem Frischkäse, Joghurt, Honig, Feigenkuchen, Kaffee und Fruchtschnäpsen wie Višnjevac.
Kroatische Gastfreundschaft auf einem Bauernhof
Kroatische Gastfreundschaft und Herzlichkeit werden den Gästen auf dem Hof in reiner Form entgegengebracht – von Mensch und Tier: Als mich ein schwarzes Kätzchen bemerkt hat, setzt es sich sofort auf meinen Schoß, kuschelt sich an mich und schnurrt.
Nach der Stärkung auf dem Bauernhof beginnt der spektakulärste Part der Jeep Safari im Velebit. Damijan steuert nun echte Prachtfelsen an und lässt mich zu herrlichen Aussichtspunkten klettern. Wenn man in die Tiefe blickt und die Weite spürt, fühlt man sich stark und alle Probleme des Alltags erscheinen plötzlich nichtig und klein.
Winnetous Felsen Tulove Grede
Der Starkregen im September hat auf dem Schotterweg für einige Riesenpfützen gesorgt. Wir rasen mitten hindurch und das Wasser spritzt nach allen Seiten. So gelangen wir zum Tulove grede, wo Winnetou am Anfang des ersten Teils der Filmreihe entlangreitet. Ein paar Meter von diesem majestätischen Felsen entfernt wurde auch schon eine Gedenktafel für Pierre Brice errichtet. Der Tulove grede ist also eine Pilgerstätte für eingefleischte Winnetou-Fans!
Traurige Orte der Jeep Safari im Velebit
An einem verlassenen Dorf und einer Kirche aus dem 19. Jahrhundert vorbei führt der Weg zurück ins Tal. Am Wegrand entdecke ich mehrere Gedenktafeln für gefallene Soldaten aus dem kroatischen Unabhängigkeitskrieg – alles Männer, die mit Anfang 20 ihr Leben gelassen haben.
Am Ende des Ausflugs warnen Schilder vor Kriegsminen. Neben den verminten Gebieten sehe ich kilometerweit schwarze, verkohlte Bäume von den Waldbränden des letzten Sommers. Der Anblick ist zum Heulen! Bis die Minen komplett beseitigt sind, werde es wohl noch 30 bis 50 Jahre dauern, erklärt mir Damijan.
Spektakuläre Aussicht auf den Rio Pecos
Das Geländewagen-Abenteuer endet an einem weiteren Winnetou-Drehort: dem Pueblo oberhalb der Zrmanja. Ich kann mich gar nicht sattsehen an dem kräftig türkisen Fluss, der auf Fotos keinerlei Filter benötigt. Wie eine grünblaue Schlange bahnt sich die Zrmanja ihren Weg zwischen den sandbraunen Felsen.
Winnetou-Fans finden auf dem Parkplatz eine Tafel mit Informationen über das Pueblo und man erfährt, dass die Zrmanja in den Filmen Rio Pecos hieß. Auf diesem klaren Wasser lieferten sich der Indianer-Häuptling und Old Shatterhand alias Lex Barker ihr legendäres Kanu-Rennen, bei dem Old Shatterhand ein Loch im Boot hatte. Live sind all diese Orte natürlich noch viel atemberaubender als auf der Mattscheibe – zu jeder Jahreszeit! (as)
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