Fleischig und traditionell soll das gemeinsame A-la-Carte-Menü werden, heißt es in der E-Mail, die ich vor meiner Sprachreise nach Zagreb empfange. In dem Moment ist die Sache für mich klar: Meine Lehrer und Mitschüler werden auf meine Anwesenheit im Restaurant Stari Fijaker (zu Deutsch: Alter Fiaker) verzichten müssen!
In der Sprachschule angekommen, ändere ich meine Meinung. Lehrerin Iva verkündet nämlich, dass es in dem Lokal in der Mesnička 6 auch vegetarisches Essen gebe. Ich bin nicht die einzige Vegetarierin während der Reise, eine Kursteilnehmerin ernährt sich sogar vegan. Warum also nicht, denke ich mir – und betrete das Restaurant zwischen Ilica und Strossmayer Promenade mit positiven Erwartungen.
Fleischige Gerichte im Stari Fijaker
Die Speisekarte im Stari Fijaker, die online einsehbar ist, deutet bereits an, dass in dieser Küche hauptsächlich Deftiges in die Pfanne kommt. Da findet man beispielsweise die Wurst Kulen oder getrocknetes Eisbein. Das gediegene, rustikale Ambiente passt zu dieser Art von Speisen, vor der ich schon als kleines Kind bei Oma schreiend weggelaufen bin.
Über den ersten Gang freue ich mich: Jeder bekommt ein Stück Štrukli. Eigentlich liebe ich die gefüllten Teigtaschen aus dem Zagorje, so dass ich bei jedem Zagreb-Besuch mindestens einmal im Restaurant La Štruk essen gehe. Was das Stari Fijaker da auffährt, schmeckt aber nicht nur fad, sondern quillt auch über vor Fett! Es sind die schlechtesten Štrukli, die ich je in meinem Leben probiert habe.
Das Hauptgericht kann ja nur besser werden, spricht die Optimistin in mir. Mit den gefüllten Auberginen, die noch einigermaßen gut gewürzt sind, beweist der Koch aber lediglich, dass er in der Zubereitung von fleischlosen Gerichten etwas Nachhilfeunterricht benötigt. Die Nudel-Gemüse-Beilage scheint direkt aus der Tüte zu kommen. Alle Fleischesser dürfen stattdessen fette Würstchen und riesige Fleischstücke mit Kartoffeln und Sauerkraut als Beilage schnabulieren.
Überraschungs-Pfannkuchen zum Nachtisch
Als Nachtisch gibt es Palačinke, die leckeren Pfannkuchen, die in Kroatien in allen nur denkbaren Variationen serviert werden. Den Belag dürfen wir uns aussuchen – zum Beispiel Nutella, Marmelade oder Eis. Weil ich nach der Vorspeise und dem Hauptgericht schon so frustriert bin, bitte ich den Kellner, mir eine Überraschung zu kredenzen.
Die lässt ziemlich lange auf sich warten und sieht überhaupt nicht appetitlich aus: Der Pfannkuchen schwimmt nur so in Soße! Als ich mir den ersten Bissen in den Mund schiebe, bin ich aber zum ersten Mal bei diesem Essen angenehm überrascht. Der Vanille-Weinschaum ist ein Gedicht und zwischen den Teigschichten verstecken sich gemahlene Haselnüsse.
Das Dessert im Stari Fijaker lasse ich mir also genüsslich auf der Zunge zergehen. Glücklich verlasse ich das Restaurant und bin froh, nun doch keinen Total-Verriss schreiben zu müssen. Das von der Schule organisierte Dreigänge-Menü kostet pro Teilnehmer übrigens 100 Kuna – umgerechnet also ungefähr 13 Euro. (as)
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