AdriaticTrainHostels Zagreb – Übernachten im Eisenbahn-Waggon

AdriaticTrainHostels Zagreb

Man stelle sich einen alten, ausrangierten Eisenbahn-Waggon am Hauptbahnhof von Zagreb vor – nicht irgendeiner, wohl gemerkt: Dieser bestimmte nennt sich AdriaticTrainHostels und man kann darin übernachten.

Ein Abenteuer, auf das ich mich am 9. Dezember 2016 eher unfreiwillig einlasse. Weil eine dritte Person ordentlich Mist gebaut hat, kann ich nur eine Nacht im gebuchten Apartment im Stadtzentrum bleiben. Eine schöne Sch…!

Der Vermieter, dem die ganze Sache furchtbar unangenehm ist, verspricht mir, schnell Ersatz zu finden. Ich verlasse mich aber nicht darauf, denn der Weihnachtsmarkt in Zagreb ist ein wahrer Besuchermagnet. Das bedeutet, dass schon ein Großteil der Unterkünfte ausgebucht ist.

Gleich nach dem Frühstück googele ich mir die Finger wund – möglichst zentral soll meine neue Bleibe sein. So stoße ich dank Google auf AdriaticTrainHostels. Viel länger will ich mich nicht mit der Suche aufhalten, denn alles andere wäre ja Zeitverschwendung!

Ich fixe mein Hostelzimmer für zwei Nächte und überweise eine Anzahlung von 18 Euro und ein paar Zerquetschten. Kurz bevor ich mit dem Weihnachtszug zu Familie Salaj in Čazma fahre, checke ich ein – wie praktisch, denn das Abfahrtsgleis ist nur ein paar Meter von meinem Waggon-Domizil entfernt!

Schlafabteil in den AdriaticTrainHostels in Zagreb
Foto: Kroatien-Liebe

Übernachtung im Zug-Abteil

Mein Hostelzimmer ist natürlich kein Zimmer: Es handelt sich – wie bei einem Eisenbahn-Waggon nicht anders zu erwarten – um ein Schlaf-Abteil, das ich zu meiner Erleichterung alleine beziehen darf. Es gibt WLAN, eine elektrische Heizung, ein Waschbecken, eine Ablage, wo auch mein Laptop Platz findet, Steckdosen, Licht und ein überraschend bequemes Bett.

Bei meiner Ankunft in den AdriaticTrainHostels ist es bitterkalt. „Wie werde ich bei dieser Eiseskälte die Nacht überstehen?“, frage ich mich. Es funktioniert, denn ich lasse die Heizung die ganze Nacht volle Pulle laufen.

Ehe ich ins Land der bizarren Träume abdrifte, hagelt es besorgte WhatsApp-Sprachnachrichten von meinem Kumpel Željko. Er kann es nicht fassen, dass ich ausgerechnet in einem Waggon am Glavni kolodvor gelandet bin und schickt mir fleißig Alternativen. Zu dem Zeitpunkt habe ich aber schon knapp 300 Kuna in die beiden Nächte investiert, bin in mein Nachthemd geschlüpft und kurz davor, das Licht auszuknipsen.

Wie gut ich geschlafen habe, wird mir erst am nächsten Morgen klar: In sehr realen Träumen teile ich mein Abteil nämlich mit einer wüsten Horde, die mir die ganze Nacht den Schlaf raubt. Glücklicherweise nur ein Traum! Mit Ohrstöpseln, die man an der Rezeption kostenlos bekommt, schlummere ich in den AdriaticTrainHostels wie ein Baby.

Dusche und WC auf dem Gang

AdriaticTrainHostels Zagreb
Foto: Kroatien-Liebe

Nur wenn man sich nachts auf den Gang wagt, schlägt einem der Frost ins Gesicht. Die beiden Toiletten für Männlein und Weiblein und die Dusche befinden sich nämlich, wie bei einem Zug üblich, nicht im Abteil.

Die Dusche funktioniert nur mit Tokens von der Rezeption und das WC ist, im Gegensatz zu den meisten Zugtoiletten dieser Welt, wirklich sauber. Ich trinke etwas weniger Wasser als sonst, damit ich nicht so oft raus muss.

Ein freundlicher Hostel-Betreiber

Apropos Trinkwasser: Das gibt es auf dem Gang in einem großen Kanister. In einem Gemeinschaftsabteil neben der Rezeption darf man sich auch Tee und Kaffee kochen, Saft trinken, Mandarinen und Kekse essen. All diese kleinen Extras werden gratis zur Verfügung gestellt.

Als besonders aufmerksam und gastfreundlich wird mir der Hostelbetreiber Zvonko in Erinnerung bleiben. Dieser nette, ältere Herr ist stets darum bemüht, dass es seinen Gästen gut geht – auch zu späterer Stunde, als mir auffällt, dass mir noch Handtücher fehlen und dass das Wasser aus der Leitung in meinem Schlafgemach partout nicht warm werden will.

Fazit: Noch einmal AdriaticTrainHostels?

So bin ich am Ende doch glücklich, dass mich das Schicksal in den Eisenbahn-Waggon gelotst hat. Ob ich mich dort ein zweites Mal einmieten würde, weiß ich nicht, aber mein Aufenthalt ist auf jeden Fall ein spezielles Erlebnis, das man sich für ein bis zwei Nächte durchaus geben kann! (as)

Autor

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Annika Senger
Annika Senger ist Gründerin und Chefredakteurin des Reise- und Kulturportals Kroatien-Liebe. Die passionierte Bloggerin und Reisevermittlerin interessiert sich für Reisen, Musik, Literatur, Sprachen, Kochen und Fotografie.
Adresse: Berlin, Deutschland

Kommentare

Gottfried Fink
6. Januar 2017
Wer eine Reise tut...kann was erleben:-) Finde die Geschichte aber originell....besser als im Auto schlafen zu " müssen "!

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