Am 14. Mai steigt der Eurovision Song Contest 2016 in Stockholm. Im ersten Halbfinale heute Abend hat Nina Kraljić, Kroatiens neue musikalische Hoffnung, sich erst noch einen Einzug ins Finale zu ersingen. Die Sängerin mit der ausdrucksstarken, eigenwilligen Stimme stand bereits 2015 bei The Voice of Croatia auf dem Siegertreppchen.
Mit „Lighthouse“ zum Eurovision Song Contest 2016
Beim Eurovision Song Contest 2016 präsentiert sie einen eingängigen, englischsprachigen Titel namens „Lighthouse“, der ihr einen Platz in der Top 10 des Wettbewerbs bescheren könnte. Der Song ist ein Ohrwurm und trotzdem eine herbe Enttäuschung in sich. Würde Nina Kraljić mit der Nummer für Großbritannien oder Irland antreten, hätte das durchaus seine Berechtigung. Mein erster Gedanke war aber: „Mädchen, sing doch bitte, bitte kroatisch!“
In ihrer Heimat tut sie das auch, und zwar mit Bravour. Wenn sie nicht gerade beim Eurovision Song Contest 2016 auftritt, zeigt sie in ihrer Muttersprache ein viel breiteres Spektrum ihres Könnens.
Sensationell ist zum Beispiel das Cover von „Što te nema“, ein Lied der am 3. Mai 2016 verstorbenen bosnischen Sängerin Jadranka Stojaković. Nina Kraljić hat eine besondere Stimme, die wie für traditionelle Sevdah-Gesänge gemacht ist. In Stockholm wird sie sich leider dem westlichen Publikum anbiedern.
Englischsprachiger Einheitsbrei
Bis vor einigen Jahren war es beim Eurovision Song Contest die Regel, dass die Teilnehmer in ihren Muttersprachen singen mussten. Seit diese Regel aufgehoben ist, bekommen die Zuschauer einen musikalisch banalen, englischsprachigen Einheitsbrei serviert.
Mit Effekthascherei und leicht bekleideten Tänzern versucht man zu verschleiern, dass letzten Endes alle Lieder irgendwie gleich klingen und es total egal ist, ob die Interpreten aus Europa, Australien oder den USA kommen.
Die meisten Länder Europas zeigen beim Eurovision Song Contest 2016 nicht mehr ihre musikalischen und sprachlichen Eigenheiten, sondern versuchen, auf dem gleich geschalteten angelsächsischen Strom zu schwimmen.
Sehr schade! Gerade die kroatische Sprache, die einen sehr schönen Klang hat, sollte in Stockholm vor Europa und der Welt echt mehr Gehör finden.
Daumen drücken für Kroatien
Natürlich drücke ich Nina Kraljić trotz meiner Kritik beide Daumen. Vielleicht gelingt ihr das, was 1989 die Band Riva aus Zadar mit dem Song „Rock Me, Baby“ für Jugoslawien geschafft hat: ein Sieg beim Eurovision Song Contest. Besser als das langweilige Lied „Ghost“ vom deutschen Manga-Funkenmariechen Jamie Lee ist „Lighthouse“ nämlich alle Male! (as)
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