Hast du Lust auf ein Bergabenteuer an der Makarska Riviera? 1.128 Meter über dem Meeresspiegel lockt seit Sommer 2020 der Biokovo Skywalk Kroatien-Urlauber an. Zu dieser neuen Aussichtsplattform mit Glasboden führt eine ungefähr zehn Kilometer lange Serpentinenstraße. Wenn du dich fit genug fühlst, kannst du aber auch ab Tučepi den Berg hoch wandern. Das habe ich getan – ohne genau zu wissen, worauf ich mich einlasse!
Mit dem Wanderverein zum Biokovo Skywalk
Doch wie ist es dazu gekommen? Meine Geschichte beginnt in einem Café in Makarska. Stadtführer Ivo aus Split macht mich mit seinem Kollegen Ante bekannt, einem passionierten Bergwanderer, der Aktivurlaubern jede Saison die landschaftlichen Schönheiten des Biokovo Gebirges zeigt. Mich lädt er zu einer Bergwanderung mit einem örtlichen Wanderverein aus Makarska ein. Es gebe eine „leichte“ Tour für Einsteiger und eine Ferrata mit Abseil-Passagen, sagt er. Eine einfache Wanderung meistere ich locker, glaube ich. Schließlich bin ich öfters in der Natur unterwegs.
Ein paar Tage später ist es so weit: Die einheimische Wandergruppe versammelt sich am früheren Morgen am Busbahnhof von Makarska, um mit privaten Autos nach Tučepi zu fahren – ich begleite Ante. Die Anreise endet aber nicht im Urlaubsort an der Küste. Mein Guide und der Rest des Vereins parken in einem höher gelegenen Ortsteil ungefähr 200 Meter über dem Meeresspiegel.
Noch immer habe ich keine Ahnung, was mich erwartet. Nach dem Motto „Leben und leben lassen“ akzeptiere ich jede Überraschung. Als der Gruppenleiter Ivan verkündet, dass wir als erstes zum Biokovo Skywalk wandern, freue ich mich, weil ich diese Touristenattraktion noch nicht besucht habe. Dann schaue ich nach oben und erkenne – oh Schreck – die Aussichtsplattform in luftiger Höhe, darunter eine steile Gebirgswand. Mit schwant, dass anstrengende Stunden vor mir liegen. Trotzdem nehme ich die Herausforderung an – mitgefangen, mitgehangen!
Anstrengender Aufstieg im Biokovo Gebirge
Ante leiht mir ein Paar Wanderstöcke aus. Die habe ich auch bitter nötig, denn der Aufstieg zum Biokovo Skywalk ist steil und steinig. Dank des Extra-Halts fühle ich mich sicherer und kann einen Teil meine Gewichtes auf die Arme verlagern. Die Gruppe marschiert in einem moderaten Tempo, doch nach einer Weile wird mir klar: Dies ist ein sportliches Abenteuer, das mit Genusswandern wenig zu tun hat.
Obwohl ich Gebirgswanderungen gewohnt bin (zum Beispiel auf Teneriffa), stellt sich allmählich Frust ein. Wenn ich mich die ganze Zeit ohne Pause bergauf schleppe, konzentriere ich mich auf meine Schritte statt auf die Landschaft, wegen der ich Wanderlust verspüre.
Ungefähr eine halbe Stunde vor dem Ziel machen wir endlich Rast und die Aussicht ist spektakulär. Irgendwo ganz weit unten küssen sich Himmel und Meer. Die Sicht ist so klar, dass man in der Ferne Split und die Insel Lastovo sieht. Eine Belohnung für die Anstrengung, denke ich, während mein Körper nach süßen Sachen giert. Ante ist so nett, mir Schokolade zu reichen.
Schnee am Biokovo Skywalk
Das letzte Stück des Weges ist von Schnee bedeckt. Teile der weißen Decke sind so vereist, dass hier und da Rutschgefahr besteht. Spikes an den Wanderschuhen wären sinnvoll. Weil ich aber keine habe, haue ich die Wanderstöcke tief in den Schnee und trete in die Fußstapfen meiner Vorgänger. Die letzten Meter bis zur Asphaltstraße werden zu einer Zitterpartie, zumindest für mich. Der Wanderverein, der jede Woche solche Touren veranstaltet, wirkt wesentlich geübter.
Am Biokovo Skywalk wartet schon ein Mitarbeiter der Bergwacht, der uns Tee und krofne serviert – sprich, Berliner, wie das runde Fettgebäck fast überall in Deutschland heißt. Ich verleibe mir zwei der gefüllten Leckerlis ein, was ich unter normalen Umständen nicht tun würde. Anscheinend braucht mein Körper den Fett- und Zuckerschock!
Doch habe ich nach all der Mühe Gelegenheit, den Biokovo Skywalk zu betreten? Die Antwort lautet: Nein, er öffnet erst wieder am 1. April. Bei näherer Betrachtung fällt mir auf, dass das Glas hier und da noch vereist ist. Man müsste also mit Streusalz nachhelfen, um die Aussichtsplattform begehbar zu machen. Das würde sich eh kaum lohnen, weil sich zurzeit keine Urlauber in Makarska und Umgebung tummeln. Glücklicherweise lässt sich die Aussicht auf dem Berg auch genießen, ohne für eine Stippvisite auf dem Glasboden Geld auszugeben.
Für mich und ein paar andere Gruppenmitglieder ist die Wanderung am Biokovo Skywalk zu Ende. Ante und ich laufen ein Stück die asphaltierte Straße nach unten, bis uns sein Bruder mit dem Auto aufgabelt. Der Rückweg zum Parkplatz wäre ansonsten zu weit. Gegen die kürzere Alternative lege ich ein entschiedenes Veto ein: der Wanderweg, den wir beim Aufstieg gegangen sind. Wie du dir sicher vorstellen kannst, bin ich nach dieser (Tor)Tour ziemlich erschöpft. Am Abend geselle ich mich trotzdem noch zu einem netten Beisammensein im Vereinsheim dazu. Alle sind wohlbehalten vom Berg zurückgekehrt. (as)
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