Das Wetter kann manchmal so unberechenbar sein an der Adria! Als ich am 8. Juni auf einer Dachterrasse in der Altstadt von Split aufwache, freue ich mich noch über den strahlend blauen Himmel – und auf die Bluecave Speedboot Tour, die ich selbst anbiete. Früher oder später teste ich alle Ausflüge. Dieser wäre am Vorabend beinahe abgesagt worden, doch zu meinem Glück bleibt es bei der Planung. Dass einiges gar nicht nach Plan laufen wird, ahne ich noch nicht.
Treffpunkt ist am Eingang zum Keller des Diokletian-Palastes an der Riva-Seite, ein leicht zu findender Ort, um Gäste in Empfang zu nehmen. Wir sind eine überschaubare, internationale Gruppe von zwölf Leuten – zwei Amerikanerinnen, ein englisches Paar, zwei Deutsche, eine Familie aus Finnland und ich. Zu uns gesellen sich ein Skipper und die quirlige einheimische Reiseleiterin Tina.
Bluecave Speedboot Tour mit viel Speed
So eine Bluecave Speedboot Tour ist genau nach meinem Geschmack, stelle ich fest, nachdem wir den Hafen von Split verlassen haben. Rasant sausen wir über die Wellen, der Wind pfeift mir durch die Haare und im Rausch dieser Geschwindigkeit drehe ich mit dem Handy ein paar geile Videos für Facebook und Instagram. Ganz großes Kino, denke ich und bin schon mega-gespannt auf die Highlights des Ausflugs: die blaue Grotte auf der Insel Biševo, die grüne Grotte auf Vis und die Bucht Stiniva auf dem gleichen Eiland.
Planänderungen wegen Jugo
Aber was ist das? Anstatt bei der blauen Grotte laufen wir als erstes im Hafen von Hvar auf Hvar ein! Laut Plan ist das doch die letzte Station der Bluecave Speeboot Tour. Ehe wir an Land gehen, verkündet Tina die schlechte Nachricht: Wegen eines stürmischen Jugos sind beide Grotten geschlossen und wir müssten nun mit einem alternativen Programm vorliebnehmen. Ich schaue mich um und sehe Riesenwellen ans Ufer preschen. In der Luft liegt eine drückende Schwüle und über dem Himmel schon ein leichter Schleier.
Noch habe ich keine Lust auf Sightseeing in Hvar, immerhin werde ich ein paar Tage später zurückkommen und dort übernachten. In diesem malerischen dalmatinischen Inselort höre ich fast nur American English – diese typischen Slang-Sätze, die mit „It’s like“ oder „I was like“ beginnen. Ich spaziere die Promenade entlang und stürze mich an einem einsamen Felsenstrand ins tobende Wasser!
Traumbucht Stončica auf Vis
Anderthalb Stunden später haben sich die Wetterbedingungen nicht geändert – auch Station zwei der Bluecave Speedboot Tour ist reine Impro, allerdings eine sehr lohnenswerte: der Sandstrand Stončica auf Vis. Hier könnte ich mich stundenlang aufhalten. Das superklare Meer schimmert kräftig türkis mit ganz viel Grün. An Bord gibt es Schnorchel-Equipment, so dass ich bläulich funkelnde Fischschwärme und Seeigel unter Wasser betrachten kann. Am Strand herrscht wenig Betrieb – fast mag man glauben, in der Südsee gestrandet zu sein.
Stončica bleibt mein Highlight des Tages, denn noch mehr tolle Badebuchten lässt Jugo nicht zu. Wir besichtigen als nächstes einen Militärtunnel auf Vis – eine der maritimen Bunkeranlagen aus der Tito-Ära – und fahren dann weiter in die Stadt Vis zum Essen. Schon als wir Titos gelbes Haus am Ortsrand passiert haben und den Hafen erreichen, hat sich der Himmel dunkel zugezogen. Noch fällt kein Tropfen aus den immer dicker werdenden Wolken, aber die Luft triggert schlechte Laune. Ziemlich ziellos lasse ich mich durch den Ort treiben, stille meinen Hunger und bin froh, als das tosende Meer mich wieder durchschaukelt.
Vis, Šolta und dann Regen
Tina schlägt vor, dass wir nach einem richtig sensationellen Wellenritt noch einen Stopp auf ihrer Heimatinsel Šolta machen. Kurz nach 17 Uhr kommen wir an und es fängt an zu regnen. Ein warmer Sommerregen, der nach all der Schwüle gut tut auf der Haut. Ich bin froh über jeden Tropfen und habe auch keine Lust, bei der Rückfahrt nach Split unter die Überdachung zu flüchten. Ich liebe Wildwasserfahrten, wenn das Wasser richtig hoch spritzt und meinen Körper durchrüttelt!
Am Ende erstattet Tina den Gästen an Bord einen Teil ihres Geldes – bei so viel Verzicht auf dieser nicht gerade billigen Bluecave Speedboot Tour finde ich das nur fair. Sie und der Skipper haben außerdem eine Menge Improvisationstalent bewiesen und dabei von morgens bis abends nette Stimmung verbreitet.
Tina meint, dass solche Tage extrem selten seien und entschuldigt sich bei mir für die Unannehmlichkeiten. Aber was für Unannehmlichkeiten? „Moje hrvatske avanture još nisu na kraju“, sage ich zu ihr. Meine kroatischen Abenteuer sind noch nicht am Ende. Und sie antwortet: „Tek su počele.“ Sie haben erst begonnen. (as)
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