Diesen Ort kann man gar nicht verfehlen, wenn man am Glavni kolodvor (Hauptbahnhof) ankommt: Der Kunstpavillon Zagreb leuchtet hinter der Reiterstatue des ersten kroatischen Königs Tomislav in strahlendem Gelb – Schönbrunnergelb, wie Uwe Mauch in seinem Zagreb-Stadtführer erklärt.
Fast 120 Jahre wird in diesem prachtvollen Bauwerk im sezessionistischen Stil schon Kunst gezeigt. Am 15. Dezember 1898 eröffnete die Gesellschaft für kroatische Künstler den ersten kroatischen Salon. In drei Räumen wurden damals 158 Werke von 18 Künstlern ausgestellt, darunter Robert Auer, Ivan Bauer und Jelka Struppi.
Kroatische Kunst der vergangenen 120 Jahre
Noch bis zum 4. März 2018 würdigt der Kunstpavillon Zagreb seine Geschichte und einen vielfältigen Querschnitt von Kreativen aus Kroatien, die in den vergangenen 120 Jahren die Kunstwelt bereichert haben. Konzipiert wurde diese Ausstellung von Tonko Maroević: Der Akademiker ist schon seit 60 Jahren auf die eine oder andere Art mit dem Pavillon verbunden und hat sich voll auf die Zahl 120 konzentriert – 120 Jahre, 120 Künstler, 120 Werke.
In 120 Jahren hat der Kunstpavillon Zagreb 800 Ausstellungen auf die Beine gestellt und damit sicherlich unzählige Leben berührt. So sind die aktuellen Exponate nur ein kleiner Ausschnitt der kroatischen Kunstszene, von der man außerhalb Kroatiens nahezu nichts mitbekommt. Was schade ist, denn kroatische Kunst ist lebendig und häufig auch recht bunt!
Kroatiens Künstler in ihrer kreativen Vielfalt
Es lohnt sich also, 40 Kuna (knapp sechs Euro) in die Eintrittskarte zu investieren, durch die hohen, altehrwürdigen Hallen zu schlendern und zu genießen. Der rechte Raum konzentriert sich auf Fin de Siècle-Kunst und Arbeiten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hier dominieren Landschaftsmalerei und Portraits. Ob Naturmotive von der Adriaküste oder der Flusslauf der Save – die Künstler haben ihre Heimatverbundenheit mit dem Pinsel in Szene gesetzt, sich selbst und die Menschen aus ihrem Umfeld in Bildern verewigt. Man denke etwa an das Reiter-Selbstportrait von Nasta Rojc aus dem Jahr 1922.
Einen Teil dieser Werke habe ich schon in anderen Zagreber Galerien bewundern dürfen, zum Beispiel die naive Malerei von Ivan Večenaj oder das Bild „Highway“ von Edo Murtić, das im Dezember 2016 in der Moderna Galerija hing. Eine Holzskulptur von Vasko Lipovac darf in einer Sammelausstellung für kroatische Kunst natürlich ebenfalls nicht fehlen.
Kunstpavillon Zagreb stammt aus Budapest
Neben den Gemälden und Skulpturen ist ebenso der Ausstellungsort selbst ein künstlerisches Meisterwerk: seine Mamorsäulen, die Steinmetzarbeiten, die Goldverzierungen an den Wänden und die gläserne Kuppel, die Licht ins Innere strömen lässt.
Dass dieser Architekturschatz es nach Kroatien geschafft hat, erscheint wie ein Wunder. Ursprünglich wurde er in Budapest auf der Weltausstellung 1896 errichtet, nach deren Ende Stück für Stück abgetragen, mit der Bahn nach Zagreb verfrachtet und dort noch einmal aufgebaut. Heute gilt der Kunstpavillon als ein glänzendes Symbol der kroatischen Eigenständigkeit – und natürlich als Kulisse für die Eisbahn auf dem wundervollen Zagreber Weihnachtsmarkt! (as)
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